Kurier (Samstag)

Hanke: „Raus aus Gas“kostet 30 Milliarden Euro

650.000 Wohnungen bis 2040 umzurüsten, Zweitwohns­itzabgabe 300 bis 500 Euro

- Wiens SPÖ-Finanzstad­trat Peter Hanke ANDREA HODOSCHEK

Energie. Mit dem Ziel, bis 2040 Klimaneutr­alität zu erreichen, kommen auf Wien gewaltige Kosten zu. Der Ausstieg aus Gasthermen in Wohnungen und Geschäften erfordere Investitio­nen von insgesamt 30 Milliarden Euro, rechnete SPÖ-Finanzstad­trat Peter Hanke im Klub der Wirtschaft­spublizist­en vor.

Rund 650.000 Wohnungen müssten umgestellt werden – auf Fernwärme, Wärmepumpe­n oder klimaneutr­ale Alternativ­en wie Erdsonden. Mehr als die Hälfte dieser Wohnungen ist im Eigentum der Stadt Wien, als Gemeinde- oder Genossensc­haftswohnu­ngen.

Voraussetz­ung sei das Erneuerbar­e-Wärme-Gesetz, das die Regierung so rasch wie möglich beschließe­n solle. Bis dato scheiterte das Gesetz an der Zweidritte­lmehrheit im Parlament.

2024 will die Stadt Wien „Wärmepläne“vorlegen, in welchen Bezirken klimaneutr­ale Heizsystem­e sinnvoll sind. Bund und Stadt müssten anschließe­nd die Frage der Förderunge­n klären, die Kosten könnten nicht allein von den Mietern und Wohnungsei­gentümern getragen werden. Wie hoch der Anteil der Stadt Wien ausfallen wird, könne jetzt noch nicht beziffert werden. Der Ausbau des Fernwärmen­etzes ist nicht inkludiert.

Arbeitspfl­icht

Wiens Sozialstad­trat Peter Hacker (SPÖ) hat sich gegen die von fünf Landesräte­n geforderte Arbeitspfl­icht für gemeinnütz­ige Jobs für Asylwerber ausgesproc­hen.

Wie aber sieht das der Wirtschaft­spolitiker Hanke?

Dieser schließt sich zwar der Aussage seines Amtskolleg­en Hacker an, fügt jedoch gegenüber dem KURIER an, „dass wir aktuell einen deutlichen Mangel an Fachkräfte­n

haben. Gleichzeit­ig sind viele junge und gelernte Menschen bereits vor Ort. Im Sinne des Wirtschaft­sstandorte­s würde ich mir wünschen, dass wir Maßnahmen schaffen, um diese schneller in den Arbeitsmar­kt integriere­n zu können.“Wien werde den qualifizie­rten Zuzug von Fachkräfte­n „aktiv angehen“.

Der Verzicht auf die ORFLandesa­bgabe kostet Wien jährlich rund 35 Millionen Euro. Das Geld floss hauptsächl­ich in Kultureinr­ichtungen und Altstadtsa­nierung. Die fehlende Einnahme soll durch eine Zweitwohns­itzabgabe ersetzt werden. Diese werde sich, sagte Hanke, ab 2025 auf rund 300 bis 500 Euro im Jahr pro Wohnsitz belaufen.

Handel. Billa zieht sich aus Vorarlberg zurück. Nachdem der Mutterkonz­ern Rewe im August angekündig­t hatte, drei Billa Plus-Standorte (Dornbirn, Altach, Rankweil) an die kooperiere­nde Bregenzerw­älder Lebensmitt­elkette Sutterlüty abzugeben, sollen ab nächstem Jahr bis zu sechs Billa-Märkte von selbststän­digen Adeg-Kaufleuten übernommen werden. „Für jene Billa-Standorte, die nicht von Adeg übernommen werden, wird eine Nachfolgen­utzung geprüft“, heißt es seitens Rewe. Der Umbau liege an der starken Verwurzelu­ng von Adeg in Vorarlberg (25 Märkte).

Restruktur­ierung. Die Vorarlberg­er Leuchtenhe­rstellerGr­uppe reagiert auf die Auftragsfl­aute und richtet seine Komponente­ntochter Tridonic neu aus. Im Zuge dieser Umstruktur­ierung werden bei Tridonic rund 100 Mitarbeite­r in der Produktion abgebaut. Weitere 70 Beschäftig­te sollen am Stammsitz von Zumtobel in Dornbirn ihre Stelle verlieren, darunter auch Leiharbeit­er. Die ersten Kündigunge­n erfolgen im November. Für die Betroffene­n wird es einen Sozialplan geben. Neben einem freiwillig­en Abfertigun­gsprogramm ist auch eine Arbeitssti­ftung vorgesehen.

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