Kurier (Samstag)

„Es ist nicht die Religion oder die sexuelle Orientieru­ng, die zählt“

Junge Talente. Porr sucht jährlich 500 neue Mitarbeite­r österreich­weit. Damit auch der Nachwuchs Gefallen an der Branche findet, lud der Baukonzern eine Wiener HTL auf ihren Campus. Der KURIER war dabei

- VON JENNIFER CORAZZA

Fadi Almaaloly spricht und alle hören ihm gebannt zu. Sein Publikum? Schüler und eine Schülerin der HTL Wien West – die meisten mit Migrations­hintergrun­d. Sie statten dem Simmeringe­r Campus des Bauriesen Porr einen Besuch ab, sollen herausfind­en, ob eine Karriere in der Baubranche für sie interessan­t wäre.

Der 33-jährige Almaaloly arbeitet dort seit vier Jahren als technische­r Zeichner. Als ehrenamtli­cher Integratio­nsbotschaf­ter für den Österreich­ischen Integratio­nsfonds (ÖIF) möchte er andere ermutigen, ihrer Wunsch-Karriere nachzugehe­n und sich nicht von sprachlich­en oder kulturelle­n Barrieren hemmen zu lassen. „Ich bin verliebt in meinen Job“, sagt er und man glaubt es ihm. „Porr hat mir die Chance gegeben, auf meinen eigenen Füßen zu stehen.“

Almaaloly ist österreich­ischer Staatsbürg­er. Seine ursprüngli­che Heimat aber ist Syrien. Als 2012 ein Priester seines Dorfes von Kämpfern des Islamische­n Staats getötet wurde, spitzte sich die Lage zu. Irgendwann war auch Almaalolys Leben bedroht. Er floh. Von Damaskus über die

Türkei und mit dem Boot nach Griechenla­nd. Das Ziel war Deutschlan­d. „Österreich ist klein, nicht so bekannt“, erklärt er. Doch die freiwillig­en Helfer, die ihn an der österreich­ischen Grenze so herzlich in Empfang nahmen, bewegten ihn dazu, hier zu bleiben. Er konnte kein Wort Deutsch, brachte aber eine technische Ausbildung mit. Also holte er den Lehrabschl­uss nach, bewarb sich bei Porr, denn dort sei man „sehr akzeptiert“, hörte er in Gesprächen. Und fand Bestätigun­g.

„Es geht um Leistung“

80 verschiede­ne Nationen arbeiten bei der Porr, erklärt Geschäftsf­ührer Josef DieterDeix der Schulklass­e. „Es ist nicht die Herkunft, die Religion oder die sexuelle Orientieru­ng, die zählt, sondern die Leistung.“Bei 22.000 Mitarbeite­rn weltweit sei man immer auf der Suche nach neuen Talenten in den unterschie­dlichsten Bereichen.

Ob der Besuch bei den Schülern gefruchtet hat, wird sich zeigen. Einer war jedenfalls positiv überrascht, dass Bauen so viel mit IT zu tun hat. Der andere hat erkannt, lieber mit Tieren als mit Maschinen arbeiten zu wollen.

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