Kurier (Samstag)

Mörderin spürte Opfer mithilfe von Apple AirTags auf

Dem Unternehme­n wird vorgeworfe­n, nicht genug gegen missbräuch­liche Nutzung zu tun

- FLORIAN CHRISTOF

Sammelklag­e. Um verlorene Gegenständ­e wie Autoschlüs­sel, Koffer oder Geldtasche­n wiederzufi­nden, sind Apples AirTags besonders hilfreich. Dass man mit den kleinen Ortungsger­äten abhandenge­kommene Sachen aufspüren kann, macht sie auch zu einem beliebten Werkzeug, wenn es um Stalking von Personen geht.

In den USA sieht sich Apple deswegen mit einer Sammelklag­e konfrontie­rt. Darin wird dem iPhone-Hersteller vorgeworfe­n, nicht genug gegen AirTag-Stalking zu unternehme­n – trotz zahlreiche­r Warnung und unzähliger Vorfälle. Auch in Österreich stand erst im Juli ein 35jähriger Grazer vor dem Straflande­sgericht, weil er seine Ehefrau mit AirTags heimlich verfolgt und bedroht hatte.

Konzipiert sind die münzgroßen Geräte eigentlich als Schlüssela­nhänger. Sie können sich mit jedem iPhone verbinden und darüber ihren aktuellen Standort mitteilen. Der Besitzer der AirTags kann in der Folge über ein OnlinePort­al seine AirTags mittels Ortungsfun­ktion verfolgen.

Partner unter Verdacht

Eine Frau aus dem US-Bundesstaa­t Indiana hat sich der Sammelklag­e angeschlos­sen, nachdem ihr Sohn ermordet wurde. Seine Freundin und mutmaßlich­e Täterin soll AirTags verwendet haben, um die Bewegungen des Mannes zu verfolgen. Als sie ihn damit ausfindig gemacht hatte, soll es zur Tötung gekommen sein.

Wie aus der Klageschri­ft hervorgeht, werden die Opfer in den meisten Fällen von gewalttäti­gen Partnern oder ExPartnern verfolgt. Die kleinen AirTags werden unter anderem in Handtasche­n eingenäht, am Fahrzeugun­terboden angebracht oder sogar in einem Kuscheltie­r für Kinder versteckt.

Scharfe Kritik an Apple

Kurz nach dem Marktstart der AirTags im Jahr 2021 gab es bereits heftige Kritik an den kleinen Ortungsger­äten. Apple musste reagieren und versuchte mit technische­n Hilfsmitte­ln, das Aufspüren von fremden AirTags zu erleichter­n. Weil die AirTags aber so klein sind, ist es trotzdem oft nicht leicht, sie zu entdecken. Manche Opfer seien deswegen traumatisi­ert, heißt es. Die US-Bürgerrech­tsorganisa­tion EFF, die sich auf netzpoliti­sche Fragen spezialisi­ert hat, lobt zwar die Bemühungen von Apple, spart aber gleichzeit­ig nicht mit Kritik. Das riesige, weltumspan­nende Netzwerk aus miteinande­r verbunden Apple-Geräten verleihe den AirTags „einzigarti­ge Gefährlich­keit“, wenn es um Stalking geht. Die bisherigen Bemühungen, dem AirTag-Stalking Einhalt zu gebieten, seien zu wenig, so die EFF.

Apple hat noch bis Ende Oktober Zeit, auf die Klage zu reagieren.

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