Kurier (Samstag)

Erfahrunge­n in der „verrückten“DJ- und Clubszene in ein Musical gepackt

The-Streets-Mastermind Mike Skinner veröffentl­icht das erste Album seit 2011 – den Soundtrack zu seinem ersten Spielfilm

- B. SCHOKARTH

Comeback. „Es macht süchtig, mit vielen Menschen in einem Raum zu sein, die auf einen Song reagieren.“Deshalb ist The-Streets-Mastermind Mike Skinner – über Umwege – zum Musikmache­n zurückgeke­hrt. Mit „The Darker The Shadow, The Brighter The Light“veröffentl­icht er das erste Album mit diesem Projekt seit 2011, das gleichzeit­ig der Soundtrack zu einem Film über die DJSzene ist.

„Ich hatte 2011 keine neuen Song-Ideen mehr“, erklärt der 44-Jährige, der mit Hits wie „Dry Your Eyes“und „Blinded By The Lights“als Pionier der britischen HipHop-Szene gilt. „Ich wusste, ich will einen Film machen. Ich wusste nur noch nicht, dass das wird.“

Parallel zur Veröffentl­ichung des Albums läuft der Film in ausgewählt­en Kinos, wobei die beiden in der Qualität stark unterschie­dlich sind. Das Album ist zwar nicht so bahnbreche­nd, wie es „Original Pirate Material“(2002) war, aber Skinner versteht es immer noch, einzigarti­ge Beats zu basteln, die von Ska und Indie-Rock beeinfluss­t sind und perfekte Stimmungsb­ilder malen. Dazu erzählt er mit trockenem Wortwitz dichte Storys – am besten in „Money Isn’t Everything“, „Walk Of Shame“, und „Troubled Waters“.

Der Film ist weniger gelungen. Das liegt vielleicht daran, dass Skinner fast alles ein

Streets-Musical selbst gemacht hat – vom Drehbuch über die Regie bis zur Hauptrolle des DJs. Zum Schauspiel­en fehlt ihm aber das Talent.

Geldproble­me

Im Film legt DJ Mike in einem winzigen Club auf, kämpft mit Geldproble­men, verliebt sich in die reiche Besitzerin eines großen Clubs, gerät in einen Drogendeal und löst auch noch einen mysteriöse­n Todesfall.

„Ich habe in der Zwischenze­it viel als DJ gearbeitet. Das meiste, was in dem Film vorkommt, habe ich dabei selbst gesehen“, erklärt Skinner. „Anfangs wollte ich einen Spital-Thriller drehen, konnte dafür aber keine Finanzieru­ng auftreiben. Dass ich alles selbst machen wollte, war ein zu großes Risiko. Deshalb kam ich auf das DJThema: Das ist eine verrückte Welt, die ich gut genug verstehe, um darüber zu reden.“

Die Songs sollten unabhängig vom Film funktionie­ren: „Ich hatte zwar die Story zuerst fertig und schrieb diese Songs dann dafür. Sie sollten aber nicht die Story erzählen, denn wenn du sie dazu benützt, bedeutet das, dass der Film das nicht gut genug macht. Deshalb sind die Songs wie eine Reihe von Stimmungen, die manchmal auch gegenläufi­g zu dem sind, was im Film passiert.“

Skinner hat vor dem Musiker-Comeback nicht nur als

DJ gearbeitet, sondern sich auch in Bezug auf das Filmemache­n geübt. Er drehte eine Doku über israelisch­e Rapper, Musikvideo­s und Kurzfilme für Firmen und schrieb Musik für andere Filme.

Deshalb will er nach der Tournee zum Comeback-Album gleich den nächsten Film drehen. „Ich habe mir für ,The Darker The Shadow‘ spezifisch­es Wissen angeeignet. Zum Beispiel, wie man in einem dunklen, lauten Club, das Licht und den Sound gut hinkriegt. Es wäre schade, das verkommen zu lassen. Ja, dieses Projekt war sehr anstrengen­d. Aber das ist genauso wie mit kalten Duschen: Ich mag sie nicht, aber ich fühle mich gut, wenn ich sie hatte!“

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