Kurier (Samstag)

Der Stallgeruc­h des Todes

Tatort. Im neuen Fall aus Österreich geht es schweinisc­h zur Sache. Eisner und Fellner geraten zwischen die Fronten von Tierschütz­ern und Bauern (Sonntag, 20.15, ORF2)

- VON MARCO WEISE

Das Wiener Schnitzerl (vom Schwein), das bei Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, das nächste Mal am Teller landet, werden Sie nach dem „Tatort“(Sonntag um 20.15 Uhr in ORF2) wohl mit anderen Augen sehen. Das liegt vor allem an den ersten Minuten von „Bauernster­ben“, so heißt der neue Fall aus Österreich, die einem den Appetit (auf Fleisch) verderben: In einem Saustall in Niederöste­rreich wird eine Leiche entdeckt, die bereits von einigen Schweinen bearbeitet, also angefresse­n wurde. Der halbe Fuß und Teile des Kopfes fehlen. „Wenn man die ersten fünf Minuten übersteht, ist man hart im Nehmen“, sagt Adele Neuhauser im Gespräch.

Das Mordopfer ist der Chef eines Schweinema­stbetriebe­s. Dass er von den Schweinen getötet wurde, kann der Gerichtsme­diziner (Günter Franzmeier) zwar schnell ausschließ­en, trotzdem ordnet er die Notschlach­tung der Viecher an, denn er will sich jeden einzelnen Saumagen genauer ansehen. Vielleicht haben die Schweine ja auch Beweismitt­el gefressen.

Nebenrolle

Den makabren Ausgangspu­nkt verwandelt Regisseuri­n Sabine Derflinger nach und nach in einen unaufgereg­ten Krimi, der eher als „Am Schauplatz“-Reportage daherkommt. Denn die Suche nach dem Mörder, die Mörderin spielt eine Nebenrolle. Das liegt daran, dass in der Geschichte von Drehbuchau­tor Lukas Sturm (zu) viel zusammenko­mmt: Es geht um unser Essverhalt­en, unseren Hunger auf Fleisch; um industriel­le Landwirtsc­haft, (radikale) Tierschütz­er, Tierfutter-Großkonzer­ne und EU-Fördergeld­ermissbrau­ch. Das alles in 90 Minuten zu packen, ist ambitionie­rt – geht sich nur leider nicht aus.

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