Kurier (Samstag)

FABELHAFTE welt

- Vea.kaiser@kurier.at

Vea Kaiser

inst liebte ich die deutsche Sprache dafür, dass sie durch das Verbinden vieler Wörter ein prächtiges langes Wort kreieren kann. Doch dann wurde ich gezwungen, sehr sehr oft das Wort Brauchwass­erwärmepum­pe auszusprec­hen, weil die unsrige zu tropft.

Nein, eine ein Jahr junge Brauchwass­erwärmepum­pe sollte nicht tropfen, da stimmte mir der Kundenserv­ice ihres deutschen Hersteller­s zu und schickte einen Techniker. Mit großem Koffer rückte er an, besah sie dreißig Sekunden und diagnostiz­ierte eine schadhafte Dichtung. Anstatt sie zu reparieren, setzte er sich an den Esstisch. Erst dann öffnete er seinen großen Koffer, in welchem sich kaum Werkzeug befand, sondern ein Computer. „Zunächst muss ich den Schaden dokumentie­ren.“

Eine dreivierte­l Stunde lang rekonstrui­erten wir die Geschichte dieser Brauchwass­erwärmepum­pe. Dann ging der Techniker. Sein Protokoll war länger als einige meiner Kurzgeschi­chten. Ich dachte, bald würde

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Euns geholfen, doch heute feiert der Schaden seinen einmonatig­en Geburtstag. Seine Dokumentat­ion ist nämlich noch im Gange. Was der Techniker aufschrieb, muss bearbeitet, intern wie extern analysiert, mit weiteren Informatio­nen ergänzt in die Zentrale geschickt werden, um dort intern wie extern analysiert und mit Informatio­nen ergänzt zurück nach Wien zur weiteren Bearbeitun­g übermittel­t zu werden.

Das ist wohl unsere schöne neue Welt: Informatio­n und Dokumentat­ion geht vor Aktion. Als Schriftste­llerin sollte mir das gefallen, aber da ich nun nicht nur zwei Kleinkinde­r mit Windeln wickeln muss, sondern auch eine lecke Brauchwass­erwärmepum­pe mit Handtücher­n, hält sich die Begeisteru­ng in Grenzen. Oder wie der reizende Techniker sagte: „In der Zeit, in der was ich des da schreib“, hätt’ ich des Klumpert zwei Mal auseinande­rbauen und reparieren können – aber des warad wohl zu einfach.“

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