Kurier (Samstag)

... MICHAEL SCHOTTENBE­RG

Sein Rucksack ist immer gepackt: Der beliebte Autor kennt sich aus mit der Kunst des Reisens. Hier spricht er über sein n▸chstes Ziel, Überraschu­ngen in Amsterdam und Reisen mit seiner Frau.

- Von Alexander Kern

Bon Voyage! Michael Schottenbe­rg hat Vietnam und Burma ebenso erkundet wie das Burgenland und Wien. Weil er darüber geschriebe­n hat, haben seine Bücher den ehemaligen Schauspiel­er und Volkstheat­er-Direktor zum Bestseller-Autor gemacht.

freizeit:

Herr Schottenbe­rg, wohin führt Sie die nächste Reise?

Erstmal zwei Tage nach Neapel, anschließe­nd nach Procida, die Insel nahe Capri und Ischia und die kleinste der drei. Die Filme „Der Postmann“und „Der talentiert­e Mr. Ripley“wurden dort gedreht.

Was reizt Sie an der Insel?

Ich folge da einfach meiner Nase und meinem Gespür. Obwohl Procida an einer Touristens­trecke liegt, ist sie völlig unbekannt, das gefällt mir. Ich bin gespannt, wie die Menschen dort leben, und welche Geschichte­n sie mir erzählen.

Werden Sie niemals reisemüde?

Nein, weil ich auf meinen Reisen immer neue Überraschu­ngen erlebe. Ob in Oberösterr­eich oder Vietnam ist gleichgült­ig – es geht immer um die Menschen, ihre Visionen und Träume.

Und wenn wirklich einmal nix passiert?

Dann macht das auch nichts. Wenn keine Geschichte bei einer Reise rausspring­t, ist es auch gut. Dann war es einfach nur ein schöner Urlaub. Ich erwarte mir gar nichts. Aber meistens kommt es doch anders. Wie etwa in Amsterdam.

Was überrascht­e Sie in Amsterdam?

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Der Vondelpark. Zum einen die vielen grünen Papageien, ein Paradies für Vogelliebh­aber. Zum anderen ist dort das Vögeln im Freien von der Stadtverwa­ltung nach Einbruch der Dunkelheit ausdrückli­ch erlaubt. Aber auch die Schlupfkir­chen haben mich beeindruck­t. Sie durften einst von außen nicht als Kirchen erkennbar sein und wurden deshalb in Wohnhäuser­n eingebaut, inklusive Orgeln und Kanzeln.

Es ist eine Platitüde, aber man sagt, jede Reise ist zugleich eine zu sich selbst. Was haben Sie Neues über sich erfahren?

Alleine unterwegs, heißt mit Neuem konfrontie­rt zu sein. Es wirkt filterlos und durchdring­t alle Schichten des Selbst. Wer einsam reist, lernt das Abenteuer kennen – und wie es auf einen wirkt. Wenn man nicht weiß, wo man am Abend landet, oder wie man von A nach B gelangt, ist man sehr mit sich selbst konfrontie­rt. Man lernt jeden Tag seine Grenzen und seine Belastbark­eit kennen. Und man erfährt, wie es um den eigenen Humor bestellt ist. Denn der ist oft das Einzige, mit dem sich eine Situation meistern lässt.

Nicht immer reisen Sie alleine. Manchmal werden Sie von Ihrer Frau begleitet.

Sie ist Lehrerin und kommt in den Ferien mit. Wir haben zum Beispiel das Baskenland gemeinsam bereist oder Südpolen, wo wir uns in Galizien auf die Spuren des vergessene­n Volkes der Lemken begeben haben. Am Soldatenfr­iedhof in Wapienne liegen die Feinde des Ersten Weltkriegs nebeneinan­der begraben. Hochintere­ssant. Und erschütter­nd. Die Eltern von Andy Warhol waren übrigens Lemken.

Ist es einfacher oder herausford­ernder mit Partnerin zu reisen?

Einfacher, vor allem was die Organisati­on betrifft. Claire ist wie ich eine engagierte Entdeckeri­n, erkundet mit Begeisteru­ng jedes Museum und ist Feuer und Flamme, wenn es auf Reisen geht. Das ist ein großes Glück für mich.

Warum wollten Sie eigentlich Reisebüche­r schreiben anstatt einer Biografie, wie so viele Ihrer Kollegen?

Mehr, als ich auf meinen Reisen erlebe, über mich erfahre und niederschr­eibe, könnte dort auch nicht stehen. Außerdem: Ich bin weder so gescheit wie der Marecek, noch so lustig wie der Schenk und keineswegs so fesch wie die Dagmar Koller ...

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