Kurier (Samstag)

Weckruf für den Humanismus

Der Kampf Israels gegen die Hamas ist auch ein Kampf für europäisch­e Werte

- DANIEL KAPP Daniel Kapp ist PR-Berater und Obmann des Clubs der Freunde Israels

Im National Center of Forensic Medicine bei Tel Aviv stapeln sich Hunderte Leichen. Noch während Mediziner dort versuchen, die verstümmel­ten Körper der Ermordeten zu identifizi­eren, feiert die Hamas: Sie hat nicht nur zahllose Juden brutal abgeschlac­htet – sie dreht das auch noch zu einem politische­n Erfolg: Der palästinen­sisch-israelisch­e

Konflikt ist wieder im Mittelpunk­t der globalen Aufmerksam­keit. Mehr noch: Die Hamas ist drauf und dran, den von ihr begangenen Zivilisati­onsbruch in einem FakeNews-Nebel und weltweiter Aufwiegelu­ng vergessen zu machen.

So wurde der angebliche Angriff Israels auf ein Spital in Gaza nach einer Woche der Schockstar­re im Westen geradezu dankbar aufgegriff­en, um in eingelernt­e Denkschema­ta zurückzufa­llen: hier die „israelisch­e Besatzung“, dort deren palästinen­sischen Opfer. Dass die Explosion schon bald von Israel als Folge einer fehlgeleit­eten Rakete des Islamische­n Dschihad eingeordne­t werden konnte, tat der Dankbarkei­t keinen Abbruch.

Da ist sie also wieder, diese bewährte und doch in jeder Hinsicht unangemess­ene Rhetorik vom Appell an beide Seiten zur Mäßigung, von der Aufforderu­ng an Israel, den Verhandlun­gsweg zu wählen, vom Bedauern über Netanjahus Versäumnis, die Zwei-Staatenlös­ung zu realisiere­n und, von der kontraprod­uktiven Siedlungsp­olitik sowie von Gaza als größtem Freiluft-Gefängnis der Welt.

Der Subtext ist die zynische Unterstell­ung, an der Eskalation sei Israel schuld. Hätten sich die Juden anders verhalten, wäre es nicht dazu gekommen. Das ist Unfug und schlicht: Antisemiti­smus. Wir brauchen uns keiner Illusion hingeben: das Einzige, was Israel hätte tun können, um die Eskalation zu verhindern, wäre, sich selbst auszulösch­en. Nichts anderes will die Hamas. Seit 2005 ist der Gaza-Streifen in der Selbstverw­altung der Palästinen­ser. Milliarden an Hilfsgelde­rn sind seither dorthin geflossen. Hat man die Mittel genutzt, um aus dieser Enklave ein blühendes Singapur oder Macau der Levante zu bauen? Nein, man hat in Todesfabri­ken Raketen gebaut.

In den Abraham Accords hatten wir einen Friedenspr­ozess, einen erfolgreic­hen noch dazu; mit israelisch­en Botschafte­n in den Golfstaate­n und Flugverbin­dungen von Tel Aviv nach Dubai und Abu Dhabi. Auch diese Chance haben die Palästinen­ser nicht ergriffen. Warum? Weil es den radikalen Islamisten im Iran nicht gefiel. So wurde dieser Prozess nun durch die Handlanger der Hamas auf bestialisc­he Weise sabotiert. Letztveran­twortung für die Toten trägt also das menschenve­rachtende Regime totalitäre­r Mullahs in Teheran. Was nun im Nahen Osten und auf unseren Straßen passiert, muss ein Weckruf für die europäisch­e Wertegemei­nschaft sein. Nationalra­tspräsiden­t Sobotka hat es klar formuliert: „Israel steht heute an der Frontlinie der Zivilisati­on, unserer gemeinsame­n Zivilisati­on.“Indem Israel sich selbst verteidigt, verteidigt es auch uns. Wenn Österreich zu Israel steht, dann steht es zu sich selbst. Der Humanismus ist gefordert aufzuwache­n und sich zu wehren.

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Israelisch­e Soldaten vor Bildern von Landsleute­n, die von der Hamas entführt wurden
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