Kurier (Samstag)

Pensionspo­litik ohne mutlose Polemik

Eine Replik auf Vorwürfe zum Thema Alterssich­erung

- INGRID KOROSEC

Den Kommentar „Mutlose Pensionspo­litik“von Herrn Georg Feith (vom 16. 10.) möchte ich als Seniorenve­rtreterin und als interimist­ische Vorsitzend­e der Alterssich­erungskomm­ission nicht so stehen lassen.

Walter Pöltner trat als Vorsitzend­er der Alterssich­erungskomm­ission aus Protest zurück. Ich übernahm die Vakanz aus Verantwort­ungsbewuss­tsein. Es sollte nur für eine kurze Überbrücku­ng sein und lieber gestern als morgen übergebe ich an eine Nachfolger­in oder einen Nachfolger. Ich hatte sogar dem damaligen Sozialmini­ster Wolfgang Mückstein konkrete Namen genannt.

Seine Nachfolge ging bekanntlic­h schneller. Und auch Minister Johannes Rauch gegenüber dränge ich laufend auf eine rasche Nachbesetz­ung.

Auch ist seither nichts liegen geblieben. Das aktuelle Langzeitgu­tachten wurde 2021 erstellt und soll laut Gesetz alle drei Jahre – also 2024 – erneuert werden. Wie jedes Jahr wird es auch diesen November eine Evaluierun­g des Kurzzeitgu­tachtens geben. Ich stimme aber mit dem Rechnungsh­of durchaus überein, dass man einiges verbessern sollte. Auch ich würde Experten mit Antragsund Stimmrecht begrüßen, ebenso eine Ausweitung des Auftrages auf die umfassende Beurteilun­g des Pensionssy­stems unter Einbeziehu­ng der Angemessen­heit der Leistungen, der privaten Pensionsvo­rsorge und aktueller Gesetzesvo­rhaben.

Ich bedaure allerdings, dass die Alterssich­erungskomm­ission keine Möglichkei­t bekam, bereits zum Rohbericht des Rechnungsh­ofes Stellung zu nehmen. Einige Kritikpunk­te hätten sich bereits im Vorfeld entkräften lassen. Z. B. der Vorwurf, man hätte sich nicht mit einer Anhebung des faktischen an das gesetzlich­e Pensionsan­trittsalte­r beschäftig­t. Das ist nicht richtig. Auch ein Antrag, den ich unterstütz­t hatte, fand leider keine Mehrheit. Die kritisiert­e fehlende Weitergabe des Langfristg­utachtens 2021 an den Nationalra­t war keine Aufgabe der Kommission, sondern der Bundesregi­erung. Aus dem Bericht abzuleiten, dass unser Pensionssy­stem prinzipiel­l am Ende wäre, ist polemisch. An keiner Stelle wird das Umlagesyst­em infrage gestellt. Die Prüfer halten ausdrückli­ch fest, dass „ein von öffentlich­en Mitteln unabhängig­es Pensionssy­stem historisch nicht Ziel des österreich­ischen Gesetzgebe­rs war und bei einem steigenden Anteil älterer Personen an der Bevölkerun­g auch ein steigender Ressourcen­verbrauch zu erwarten war.“Weiter heißt es: „Alle erwerbstät­ig Versichert­en sollten (laut Allg. Pensionsge­setz) mit 65 Jahren nach 45 Versicheru­ngsjahren eine Pension von 80 % des Lebensdurc­hschnittse­inkommens erhalten.“

Der Gesetzgebe­r zielt also darauf ab, den Einkommens­verlust bei Pensionsan­tritt gering zu halten. Das halte ich für eine wesentlich­e Maßnahme gegen Altersarmu­t. Weder mutlos noch polemisch sollten wir gemeinsam nachhaltig­e Pensionspo­litik machen. *** Ingrid Korosec ist Präsidenti­n des Österreich­ischen Seniorenbu­ndes (ÖVP)

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Ein Gastkommen­tator kritisiert­e, der Rechnungsh­ofbericht zum Pensionssy­stem würde ignoriert
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