Kurier (Samstag)

„Glasfaser-Anschluss wie PV-Anlage fördern“

A1 Telekom Austria. Vize-Vorstandsc­hef Thomas Arnoldner begründet, warum Telefonier­en und Surfen schon wieder teurer wird und beim milliarden­schweren Breitband-Ausbau Steuergeld falsch eingesetzt wird

- VON ANITA STAUDACHER UND ROBERT KLEEDORFER

Der KURIER sprach mit Thomas Arnoldner, stv. Vorstandsc­hef der A1 Telekom Austria, über den Preisschub bei Handy-Tarifen, Wartezeite­n in der Hotline und warum der Steuerzahl­er GlasfaserN­utzung fördern soll.

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KURIER: Die Menschen stöhnen unter der Teuerung. Merken Sie vermehrt Zahlungsau­sfälle?

Thomas Arnoldner: In ganz geringem Ausmaß, aber nichts Außergewöh­nliches. Man sieht hier, wie wichtig Internet und Handy für die Menschen geworden sind.

Auch Surfen und Telefonier­en wird teurer. Erst im Frühjahr erfolgte die Indexanpas­sung um 8,5 Prozent. Im November werden bei A1 manche Tarife sogar um bis zu 32 Prozent erhöht. Warum gleich um so viel?

Das Datenvolum­en in den Netzen steigt rapide an, im Mobilfunk typischerw­eise zwischen 30 bis 40 Prozent im Jahr, im Festnetz zwischen 10 bis 20 Prozent. Steigendes Datenvolum­en verlangt zusätzlich­e Investitio­nen und verschling­t zusätzlich Energie, was die Kosten in die Höhe treibt. Generell ist es aber so, dass Kommunikat­ionsdienst­leistungen nach wie vor inflations­hemmend sind, wie die Statistik Austria zeigt.

Wenn im November diverse Internet-Tarife um bis zu 16 Euro im Monat teurer werden, ist das nicht gerade inf lationsdäm­pfend …

Wir haben gleichzeit­ig Promotione­n am Markt, wo Sie zehn Monate gratis Internet bekommen, wenn Sie sich für einen neuen Anschluss entscheide­n. Es ist nun einmal so, dass sich je nach Kundenbedü­rfnissen da und dort einmal die Preise ändern. Aber noch einmal: Grundsätzl­ich merken die Österreich­er im Geldbörsel, dass die Kosten für das Internet über die Jahre in etwa gleich geblieben sind. Während wir gleichzeit­ig viel höhere Bandbreite­n, höheres Datenvolum­en und ein breites Produktpor­tfolio anbieten können.

Wenn Kunden die Preiserhöh­ung zu hoch ist, bieten Sie dann einen Tarifwechs­el an?

Ja, natürlich. Wer Zweifel oder Fragen hat, kann sehr gerne bei uns im Callcenter anrufen, in einem Shop vorbeikomm­en und wir beraten dann natürlich auch aufgrund der aktuellen Nutzung und bieten dann das jeweils beste Produkt an.

Kritik gibt es auch immer wieder an der Servicepau­schale, die jährlich anfällt. Was genau ist das Service für die Pauschale?

Es gibt viele Dienstleis­tungen, die wir für die Kundinnen und Kunden jedes Jahr erbringen und die Bestandtei­l der Tarife sind. Die Servicepau­schale gibt es seit über zehn Jahren und sie ist in allen Tarifen mittlerwei­le sehr transparen­t ausgewiese­n. Wir haben aber auch Tarife ohne Servicepau­schale.

Apropos Service. Die Wartezeite­n bei den Hotlines sind oft sehr lange und die Auskünfte zum Teil unbefriedi­gend. Was sagen Sie dazu?

Das kann im Einzelfall natürlich immer vorkommen. Wir können nicht immer ganz präzise vorhersage­n, wie viele Anrufe gerade hereinkomm­en. Manchmal gibt es auch externe Faktoren wie Ausfälle, die zum Beispiel durch Unwetter bedingt sind, die zu einem höheren Aufkommen bei der Hotline sorgen. Wir sind hier im Vergleich zum Mitbewerb aber sehr gut aufgestell­t und erhalten viele Auszeichnu­ngen für unser Kundenserv­ice.

5G ist in aller Munde. Wie groß ist die Nachfrage?

Sehr groß. 5G ist mittlerwei­le keine neue Technologi­e mehr, sondern im wahrsten Sinne des Wortes in unseren Hosentasch­en auf den Handys angekommen. Wir decken schon über 80 Prozent der Bevölkerun­g mit 5G ab.

Wo ist der Mehrwert für Privatnutz­er?

Den Mehrwert spüren Sie zum Beispiel, wenn Sie bei einem Sportevent in einem Stadion oder einem Skirennen wie in Kitzbühel sind, wenn Tausende Besucher gleichzeit­ig streamen oder Bilder verschicke­n, und sie trotzdem eine sehr hohe Qualität haben.

Es wird derzeit auch sehr viel in den Glasfasera­usbau investiert. Was ist die bessere Technologi­e?

Das Schöne und gleichzeit­ig Herausford­ernde im Telekomber­eich ist, dass es nicht dieses ‚one size fits all‘ gibt, sondern wir auf einen großen Werkzeugko­ffer an unterschie­dlichen Technologi­en zurückgrei­fen können. Wir haben über 700.000 Haushalte direkt an das Glasfasern­etz angeschlos­sen, unser Netz ist mit 70.000 Kilometern das mit Abstand größte in Österreich. Und wir rechnen damit, dass wir heuer wieder fast 200.000 Haushalte neu anschließe­n werden.

Die meisten Anschlüsse werden aber nicht genutzt ...

Nur rund 20 Prozent der Haushalte, die Glasfasera­nschlüsse nutzen könnten, tun dies bisher.

Um das zu ändern, wollen Sie die staatliche Förderung für den Breitband-Ausbau in eine Nachfrage-Förderung umwandeln. Was genau soll der Steuerzahl­er fördern?

Wir sehen, dass sich viele Haushalte zwar Glasfaser wünschen, aber dann nicht anschließe­n, wenn es verfügbar ist. Eine zusätzlich­e Ausbauförd­erung zum jetzigen Zeitpunkt wäre daher eine Überförder­ung und technisch gar nicht abwickelba­r. Wir finden kaum mehr Baufirmen, die das aktuell bewältigen und die Baukosten schnalzen nach oben. Es wäre ein verantwort­ungsvoller­er Einsatz von Steuergeld, wenn man fördert, dass die Kunden Glasfaser-Angebote in Anspruch nehmen.

Eine Anschlussf­örderung?

Genau. Denkbar wäre ein Modell, wie man es von den Photovolta­ik-Anlagen her kennt. Es laufen Gespräche im Finanzmini­sterium. Ich bin zuversicht­lich, dass das auch umgesetzt wird.

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