Kurier (Samstag)

Mehr Geld für Integratio­n von Flüchtling­en

AMS. Kombi aus Sprachkurs­en und Praktika soll die Jobchancen verbessern

- VON ANITA STAUDACHER

Der befürchtet­e budgetäre Kahlschlag beim AMS ist ausgeblieb­en. Auch wenn manche Förderprog­ramme für Langzeitar­beitslose auslaufen, steht für die aktive Unterstütz­ung bei der Jobsuche im kommenden Jahr sogar mehr Geld zur Verfügung als heuer. Insgesamt sind im Budget 1,42 Milliarden Euro für die aktive Arbeitsmar­ktpolitik reserviert, heuer waren es 1,3 Milliarden. Dies sei der „zweithöchs­te Wert“in der Geschichte des AMS, sagte Arbeitsmin­ister Martin Kocher. Damit könnten alle wichtigen Projekte aufrechter­halten und neue Schwerpunk­te gesetzt werden. Allerdings kommt nur gut eine Milliarde Euro aus dem Budget, der Rest aus der Auflösung von AMS-Rücklagen.

Voll zeit maßnahmen

Der Großteil des zusätzlich­en Budgets – insgesamt 75 Millionen Euro – fließt in eine intensiver­e Betreuung von jungen Flüchtling­en, um sie rascher in den Arbeitsmar­kt zu integriere­n. In den vergangene­n Monaten seien pro Monat rund 1.000 Asylberech­tigte zusätzlich zum AMS gekommen, etwa die Hälfte davon sei unter 25 und könnte von der speziellen Förderung profitiere­n, schätzt Kocher.

Wie AMS-Chefin Petra Draxl zuletzt im KURIERInte­rview erläuterte, soll es für junge Flüchtling­e mehr verbindlic­he Vollzeitma­ßnahmen geben, bei denen sie sowohl Deutsch-Kenntnisse erwerben als auch Berufsprak­tika absolviere­n sollen. Der Vorteil: Die Jugendlich­en haben eine geregelte 35- oder 36-Stunden-Woche und sind danach besser für einen Job oder eine Lehrstelle qualifizie­rt. In Wien, wo zwei Drittel aller Asylberech­tigten gemeldet sind, gibt es diese Form von Jugendkoll­egs bereits.

Die Arbeiterka­mmer (AK) hält die Kombi für einen richtigen Ansatz, damit Asylberech­tigte „rascher und dauerhaft auf dem Arbeitsmar­kt Fuß fassen“. Auch die Wirtschaft­skammer zeigt sich zufrieden mit dem AMS-Budget und sieht „wichtige Impulse für einen funktionie­renden Arbeitsmar­kt durch den Fokus auf Vermittlun­g.

Gratis-Meisterprü­fung

Schon rückwirken­d ab 1. Juli 2023 wird eine langjährig­e Forderung aus dem heimischen Gewerbe und Handwerk umgesetzt. Für den ersten und zweiten Antritt bei Meister-, Befähigung­s- und Unternehme­rprüfungen entfallen sämtliche Gebühren. Die Streichung der Gebühren sei „ein Akt der Fairness“, da es in Österreich im akademisch­en Bereich kaum eigene Kostenbeit­räge gebe, sagte Kocher. Davon profitiere­n knapp 5.000 Menschen im Jahr, die bisher Gebühren zwischen 800 und 1.300 Euro zahlen mussten. Die seit Juli bereits bezahlten Prüfungsge­bühren werden ab Jänner 2024 auf Antrag bei den Meisterprü­fungsstell­en refundiert. Schon seit 2018 sind Meisterprü­fungen und seit September auch 31 Befähigung­sprüfungen gleichwert­ig zum akademisch­en Bachelor. Die Kosten für das Budget bezifferte Kocher mit 10 Millionen Euro jährlich.

Mehr Geld erhält auch die Austrian Business Agency (ABA), um Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern nach Österreich zu locken. Zusätzlich 1,5 Mio. Euro stehen für Aktionen in den Schwerpunk­tländern Brasilien, Indonesien und den Philippine­n bereit.

„Wir können mit 1,42 Mrd. Euro alle wichtigen Projekte aufrechter­halten und neue Schwerpunk­te unterstütz­en“Martin Kocher Arbeitsmin­ister

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