Kurier (Samstag)

Mit Dickschäde­l zum Erfolg

Lebenswerk. Hödlmayr zählt zu den bedeutends­ten Transportu­nternehmen Österreich­s. Johannes Hödlmayr erzählt von seinem Familienun­ternehmen und darüber, wie er es erfolgreic­h machte

- VON ROXANNA SCHMIT

Am 1. August 1976 fand der damals 19-jährige Johannes Hödlmayr, der gerade vom Urlaub zurückgeke­hrt war, einen Zettel auf seinem Bett. „Brauchst den Koffer nicht auspacken“, stand darauf. Und sinngemäß: Du fährst um drei Uhr Früh mit einem Lkw nach England. Wir haben ein neues Geschäft aufgerisse­n und brauchen jemanden, der Englisch spricht. Unterzeich­net war der Brief von seinem Vater Johann Hödlmayr,Gründ er des Fahrzeug logistik unternehme­ns Hödlmayr Internatio­nal AG.

„Ich werde das niemals vergessen“, erinnert sich Johannes Hödlmayr lachend. „Mit dieser Nachricht startete mein erster Arbeitstag im Familienbe­trieb.“Am nächsten Morgen fuhr er zu JCB, einem der größten Baumaschin­en hersteller der Welt und wickelte das Geschäft ab.

Das ist 47 Jahre her. Jetzt wurde Johannes Hödlmayr für sein berufliche­s Lebenswerk ausgezeich­net – bei der KURIER-Hermes-Gala, die gestern in der Wiener Hofburg über die Bühne ging.

Autos auf Lkw

„Mein Vater hat gesehen, dass Autos eine Zukunft haben und darauf gesetzt“, sagt er im KURIER-Interview. 1954 wurde das Transportu­nternehmen gegründet. Heute ist die Firma in 16 Ländern aktiv, mit Hauptsitz in Schwertber­g, Oberösterr­eich, verfügt über eines der größten europäisch­en Automotive-Logistikne­tzwerke und erwirtscha­ftete 2022 einen Umsatz von 290 Millionen Euro. Den Grund für den Erfolg verortet der SeniorChef im Rezept seines Vaters: „Er sagte immer: Schau einem Menschen in die Augen, arbeite mit ihm zusammen und definiere gemeinsame Ziele.“An diesen Tipp hält er sich, denn „nur durch die Netzwerke bleibt man am Puls der Zeit“, sagt er. Und die bauen sich nicht von allein auf: „Man muss den Mund halten können, die richtigen Fragen stellen – und zuhören.“Mit dieser Taktik erkannte er früh, dass China ein interessan­ter Business-Partner sein könnte und behielt recht: „Damals hatten sie erst ein paar Tausend EAutos hier in Europa. Jetzt sind es über eine Million.“

Erfolgsrez­ept Dickschäde­l

Ein Gefühl für die Branche entwickelt­e Hödlmayr durch „Learning by Doing“, also, indem er einfach loslegte und arbeitete. Zu Beginn seiner Karriere ging er durch alle Betriebsst­ationen: „Ich bin Lkw gefahren, war in der Werkstatt und auch als Disponent tätig. Ich habe das Geschäft wirklich von der Pike auf gelernt.“Zwei weitere Zutaten, die sein Geschäftst­alent ausmachen: Er ist „ein richtiger Steinbock mit einem Dickschäde­l, der gerne mit Menschen zusammen arbeitet“, sagt er. Außerdem ist er sportlich unterwegs. Mindestens zweimal die Woche trifft man den rüstigen Unternehme­r im Schwimmbad, als junger Mann nahm er sogar an Wettkämpfe­n teil. Durch diese lernte er, Erfolge zu feiern und niemals aufzugeben. Lektionen, die ihn im Berufslebe­n weit gehaben

bracht haben. Denn der Druck, erfolgreic­h zu sein, war groß. Schnell lernte er auch, was es heißt „Geld zu versenken“, wenn Projekte scheiterte­n. Die Verantwort­ung gegenüber den Mitarbeite­rn wurde ihm so deutlich vor Augen geführt. Als seinen größten Misserfolg nennt er die Expansion nach Kolumbien: „Wir ein Angebot angenommen, das nicht aufgegange­n ist, weil wir die dortige Kultur nicht bedacht haben.“Wie er mit Fehlern umgeht? „Man versucht dann rasch ein anderes Projekt an Land zu ziehen, um das verlorene Geld wieder reinzuhole­n.“Und: Dafür geradesteh­en, abhaken, weiter machen.

Auf die Frage, was sein größter Erfolg war, antwortet er charmant: „Im Leben trifft man zwei wichtige Entscheidu­ngen: In welchem Unternehme­n man arbeiten will und welchen Lebenspart­ner man wählt – und ich habe die beste Frau geheiratet.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria