Cocktails als neue Menübegleiter
Trend. Spitzenköche und Barkeeper aus aller Welt servieren neuerdings spannende Kombinationen: mehrgängige Menüs zusammen mit Drinks statt Wein.
Es muss nicht immer ein Wein sein. In der Gastro-Szene tüfteln nun immer mehr Köche mit Barkeepern statt mit Sommeliers am perfekten Menü. Eine Adresse, wo das bereits gelebte Praxis ist, ist die Hausbar im Künstlerhaus in der Wiener Innenstadt. Dort werden zu einem Sieben-Gänge-Menü sieben Cocktails serviert, kombiniert wird etwa ein Gurkengericht mit einem Erbsen-Drink, eine Zucchini-Speise mit einem Kakao-Cocktail oder ein Pfirsich-Dessert mit einem HimbeerGetränk. Der Trend dieser neuen Art des Food-Pairings zeichne sich schon länger ab, sagt Barkeeper Simon Duras. Aber warum Cocktail statt Wein? „Die Gerichte schmecken in Kombination mit einem Cocktail ganz anders. Die Aromen der Speisen kommen besser zur Geltung. Sie bekommen eine gewisse Würze.“Ein ähnliches Konzept bietet das Moby Dick im siebten Wiener Gemeindebezirk an. Dort steht beispielsweise Entenbrust mit Süßkartoffeln in Kombination mit einem RumRotwein-Drink auf der Speisekarte.
Nach weltweitem Vorbild
Wien folgt damit einem internationalen Trend, in anderen Ländern ist die Menü-Cocktail-Kombination bereits etabliert. In einem Hotel in Madrid zum Beispiel (VP Plaza España Design) gibt es ein Sushi-Menü mit drei Martini-Cocktails. Unternehmer und Barkeeper Eric „ET“Tecosk ist von dieser Kombination überzeugt. Gegenüber Insider erklärt er: „Die Zitrusnoten des Limettensafts, ein Hauch Zucker und der Geschmack eines guten Dry Gin passen wirklich gut zu all dem salzigen Wasabi-Geschmack einer Sushi-Mahlzeit.“
Martini soll auch mit Pommes frites gut schmecken. Dieses Ensemble findet man in der New Yorker „The Wall Street Hotel“-Bar. Das Team sagt zum Magazin The Manual: „Die Salzigkeit und die Reichhaltigkeit der Pommes frites passen ideal zu den reinen, knackigen und leicht bitteren Aromen des Drinks.“Als Sauce zum Snack empfehlen die Barkeeper nicht Ketchup oder Mayonnaise, sondern Crème fraîche mit Frühlingszwiebeln und Kaviar. Der preisgekrönte Bartender Aaron Sanchez wiederum greift bei Cocktails mit Gin oder Wodka zu Fischgerichten wie Ceviches und Tiraditos.
Perfekte Kombinationen
Zu (deftigen) Fleischgerichten sind hingegen Rum- und Whiskey- sowie Tequila-Cocktails eine gute Wahl. Der britische Barkeeper James Fowler empfiehlt zu einem würzigen Cocktail (bestehend aus Sherry, Rum, Grapefruit, Ananas und Gewürzen) zum Beispiel Lammschulter mit Kürbispüree und Harissa. Zu einem Cocktail mit Bourbon, Wermut und rauchigem Whiskey serviert er Wildwurst.
Es muss aber nicht immer ein großes Menü sein, um einen Drink dazu zu nehmen. Auch Snacks werden inzwischen zu Cocktails kombiniert. Etwa von dem mehrfach ausgezeichneten Barkeeper Kan Zuo aus der Wiener Cocktailbar „The Sign“. Er serviert zum Beispiel Cola-Rot mit Speckweckerl, Weinkäse und einer frisch gelesenen Zweigelttraube. Oder einen besonderen Weißen Spritzer aus Grünem Veltliner, einem Single Malt Whisky, Ananas, Kardamom, Zitrone, Honig, Soda und Gurke – zusammen mit Weinviertler Schinkenspeck und Schafkäsewürfeln von Winzer und Heurigenbetreiber Manuel Humer. „Durch den rauchigen Whiskey ist der Geschmack des Rauchspecks viel intensiver.“Ein weiteres mutiges Paar: „Tiroler-Weiß“(roter Veltliner, Almdudler, fermentierter Rhabarber), das mit einem Weckerl mit Grammelaufstrich serviert wird.
Zum täglichen Repertoire gehören diese Kombinationen in Zuos Bar zwar noch nicht, doch bietet er sie punktuell bei Veranstaltungen immer wieder und immer öfter an – und verrät weitere interessante Kombinationen (siehe Cocktailrezepte samt dazupassenden Gerichten links). Wer will, kann diese Kreationen auch als dreigängiges Menü servieren.
Tipp: Weitere Drinks samt ihren Rezepten finden Sie in der umfangreichen Datenbank auf freizeit.at/rezepte