Kurier (Samstag)

„Reiten auf der Krisenwell­e“

Kino. Der deutsche Comedian und „Stromberg“-Star Christoph Maria Herbst beweist sein komisches Talent als Hochzeitsp­laner in der Chaoskomöd­ie „Ein Fest fürs Leben“

- VON ALEXANDRA SEIBEL

Christoph Maria Herbst hätte eigentlich Bankkaufma­nn werden sollen, entschied sich aber doch fürs Theater. Danach wurde es lustig. Herbst entdeckte sein komödianti­sches Talent, bewährte sich in der Comedy-Reihe „Ladykrache­r“und wurde Abteilungs­leiter Bernd Stromberg in der Arbeitspla­tz-Sitcom „Stromberg“. Auch die deutschen Komödien „Der Vorname“und „Der Nachname“kamen nicht ohne ihn aus. Nun spielt Christoph Maria Herbst in der Tragikomöd­ie „Ein Fest fürs Leben“(derzeit im Kino) einen Hochzeitsp­laner, der die perfekte Zeremonie organisier­en will – und im Chaos versinkt.

KURIER: Herr Herbst, es gibt einen ganzen Stapel an Hochzeitsf­ilmen von „Vater der Braut“bis hin zu „Brautalarm“– und jetzt „Ein Fest fürs Leben“. Warum eignen sich Hochzeiten so gut für (Tragi-)Komödien?

Christoph Maria Herbst: Eine Hochzeit hat eine ungeheure Wichtigkei­t im Leben zweier Menschen. Alles strebt darauf hin, dass es der perfekte Tag, der perfekte Moment wird. Das schreit ja geradezu danach, dass vieles, wenn nicht sogar alles in die Hose geht. Auf dieser Krisenwell­e reitet natürlich auch „Ein Fest fürs Leben“.

Wie haben Sie denn selbst geheiratet? Auch mit Hochzeitsp­laner oder eher still?

Still. Genau dem, was wir in „Ein Fest fürs Leben“erzählen, wollten wir uns nicht aussetzen. Unsere Hochzeit war so geheim – wir wussten quasi selber nicht, dass wir uns gerade das Ja-Wort geben.

Was hat Ihnen denn besonders an der Rolle in „Ein Fest fürs Leben“gefallen?

Mich hat es erst mal gereizt, einen Chef spielen zu können, der so gar nichts mit meiner Rolle als Bernd Stromberg zu tun hat. Er ist ein Chef, der zwar auch einen grauen Anzug trägt und irgendwelc­he Anweisunge­n gibt, aber einer, der sich nicht durch Zynismus, Boshaftigk­eit oder etwas Menschenve­rachtendes auszeichne­t. Er stellt sich komplett vor seine Leute.

Könnten Sie sich selbst in dem Job eines Eventmanag­ers vorstellen?

Kurze Antwort: Nein. Es ist schwierig, in der heutigen Zeit Dienstleis­ter zu sein. Ich glaube, die Ansprüche von denjenigen, die die Kohle mitbringen, steigen immer mehr ins Unermessli­che. Ich bin zwar als Schauspiel­er im weitesten Sinne auch eine Art Dienstleis­ter. Aber ehrlicherw­eise bin ich froh, dass ich freischaff­end bin und nicht ständig irgendjema­ndem die Klinke putzen muss.

Wie reagieren Sie unter Stress? Wären Sie auch so der ruhige Typ wie der Hochzeitsp­laner oder würden Sie eher ausf lippen?

Also, wenn ich mir mich als Hochzeitsp­laner vorstelle, dem alles schiefgeht, würde ich an die Decke gehen. Ansonsten ist der Langmut in meinem Leben geradezu buddhistis­ch. Zudem lernt man Langmut ja auch am Set. Es gibt diesen schönen Satz: „Die Hälfte seines Lebens wartet der Schauspiel­er vergebens.“Das stimmt.

„Ein Fest fürs Leben“ist das Remake eines französisc­hen Films, „Stromberg“ein Remake der britischen Serie „The Office“, „Der Vorname“ein Remake der französisc­hen Komödie „Le Prenom“. Braucht die deutsche Komödie Humorhilfe?

Die Frage des Remakes ist sehr spannend. Das BBCFormat „The Office“, dass das

Vorbild für „Stromberg“darstellte, war in England alles andere als ein Erfolg. Die Serie war selbst den Briten zu sophistica­ted. Umgekehrt haben wir von „Stromberg“viel mehr Staffeln und auch noch einen Kinofilm gemacht. Man könnte es also auch andersheru­m sagen: „Wenn die Deutschen was machen, dann richtig.“(lacht) Und bei „Le Prenom“war es tatsächlic­h so, dass die deutsche Adaption „Der Vorname“im Kino viel besser funktionie­rte. Ich glaube, die Zuschaueri­nnen und Zuschauer mögen das gerne, wenn ihnen die „eigenen“Leute eine Geschichte mit deutschem Hintergrun­d erzählen. Wenn wir Deutschen etwas erzählen, wird alles eher getragener und schwerer … Und die Deutschen lieben ihre Gaukler, ihre Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er und finden es vielleicht ein bisschen attraktive­r, wenn sie von ihnen eine Geschichte erzählt bekommen und nicht von Franzosen oder Engländer, deren Namen sie nicht kennen.

Gibt es Ihrer Ansicht nach einen Unterschie­d zwischen dem österreich­ischen und dem deutschen Humor?

Ja, total. Der größte Unterschie­d ist, dass ich den österreich­ischen Humor liebe und den deutschen nicht immer.

Was lieben Sie daran?

Der österreich­ische Humor ist derb, böse und schwarz. Er kommt als süßer Kaiserschm­arrn daher und ist doch vergiftet, weil er mit scharfem Senf gefüllt ist. Das mag ich. Das ist super. Der deutsche Humor kann das auch sein, aber auch vieles mehr. Und eine Menge davon gefällt mir nicht (lacht). Das habe ich bei dem, was ich aus Österreich gesehen habe, bisher noch nicht erlebt.

 ?? ?? Versucht, die Ruhe zu bewahren: Christoph Maria Herbst als Hochzeitsp­laner, dem die Hochzeit schief geht: „Ein Fest fürs Leben“
Versucht, die Ruhe zu bewahren: Christoph Maria Herbst als Hochzeitsp­laner, dem die Hochzeit schief geht: „Ein Fest fürs Leben“

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