Kurier (Samstag)

Bodenverbr­auch: Kogler attackiert OÖ und Gemeinden

„Neuer Beton und altes Denken“. Streit um 2,5-Hektar-Obergrenze

- VON JOSEF GEBHARD

Einen Polit-Streit zum Thema Bodenfraß hat Grünen-Chef und Vizekanzle­r Werner Kogler vom Zaun gebrochen. Er schießt sich auf das Land Oberösterr­eich und den Gemeindebu­nd ein. Diese würden konkrete Zielverein­barungen für mehr Bodenschut­z „weiterhin vehement torpediere­n“, kritisiert er. „‚Neuer Beton und altes Denken‘ – das scheint bei jenen, die sich mit aller Kraft gegen ein ehrliches und verbindlic­hes Ziel wehren, das Motto zu sein“, sagt der Vizekanzle­r.

Der Hintergrun­d: Im Vorjahr wurden in Österreich täglich etwa 13 Hektar Acker- und Naturfläch­en versiegelt, verbaut und planiert (siehe Grafik). Seit längerer Zeit laufen Verhandlun­gen zu einer Bodenschut­zstrategie, mit der der Flächenver­brauch eingedämmt werden soll. Die meisten Beteiligte­n seien sich mittlerwei­le beim Zielwert von maximal 2,5 Hektar Bodenverbr­auch pro Tag einig.

Doch auch eine Sitzung am vergangene­n Mittwoch sei in der entscheide­nden Frage ergebnislo­s geblieben – weil „insbesonde­re das Land Oberösterr­eich wie auch der Gemeindebu­nd konkrete Zielverein­barungen weiterhin vehement torpediere­n“, monieren die Grünen.

Sie weisen darauf hin, dass gerade OÖ das Land „der größten Bodenschut­zsünden“sei. Laut Statistik lag es im Vorjahr mit einem täglichen Verbrauch von 4,3 Hektar bundesweit einsam an der Spitze.

In Linz will man sich die Kritik naturgemäß nicht gefallen lassen: Die Bodenstrat­egie sei am Veto der Grünen gescheiter­t, kontert Raumordnun­gslandesra­t Markus Achleitner (ÖVP). „Ein österreich­weites Limit von 2,5 Hektar Umwidmung pro Tag ist völlig unrealisti­sch. Konkret würde dies bedeuten, dass in jeder Gemeinde in OÖ künftig nur etwa 3.000 m² pro Jahr für Umwidmunge­n verwendet werden dürften.“

„Nicht faktenorie­ntiert“

Aus der Sicht des Gemeindebu­nds gebe es hinsichtli­ch des 2,5-HektarZiel­s noch zu viele offene Fragen. So würden etwa auch Kindergart­enbau,

Wohnraumsc­haffung, Wirtschaft, Energiever­sorgung oder Bahnausbau Platz brauchen, argumentie­rt Generalsek­retär Walter Leiss, für den das Ziel „nicht faktenorie­ntiert“ist. Zudem müsse man zwischen Umwidmung, Bodenverbr­auch und Bodenversi­egelung unterschei­den – hier vermisse er eine klare Definition.

Der Kritik der Grünen schließen sich die Umweltorga­nisationen Greenpeace und WWF, aber auch die Österreich­ische Hagelversi­cherung an. Letztere kritisiert das „grob fahrlässig­e Verhalten“durch den Bodenverbr­auch. In den vergangene­n 20 Jahren seien in Österreich 130.000 Hektar beste Agrarfläch­en verbaut worden.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria