Kurier (Samstag)

Das Ende eines Imperiums

- TEXT KONRAD KRAMAR |NFOGRAF|K KATRIN KÜNZ

Exakt heute vor hundert Jahren endete formal das Osmanische Reich. Entstanden war es auf den Trümmern des byzantinis­chen Imperiums. Nach der Niederlage vor Wien 1683 begann der Abstieg der Osmanen. Die Niederlage im Ersten Weltkrieg führte schließlic­h zum Untergang SCHON ZU BEGINN EUROPÄER (1320)

Mit einem kleinen Fürstentum im Umfeld der oströmisch­en Hauptstadt Konstantin­opel setzen sich die Osmanen im 14. Jahrhunder­t in Kleinasien fest. Bald aber schlagen sie auch die Brücke nach Europa und etablieren Edirne als ihre Hauptstadt.

Osman I. Mythischer Gründer

Der Gründer des Osmanische­n Reiches ist nicht nur ein guter Feldherr und Stammesfüh­rer, sondern auch ein geschickte­r Politiker mit kühnen Ideen. Er vergrößert sein Fürstentum und seine Macht auf Kosten des ohnehin allmählich zerfallend­en byzantisch­en Reiches.

EIN REICH AUF DEN TRÜMMERN OSTROMS (1453)

Mit der Eroberung von Konstantin­opel1453 etabliert sich das Osmanische Reich als die Führungsma­cht in Südosteuro­pa und dem östlichen Mittelmeer­raum. Die europäisch­en Mächte, die mit Byzanz ohnehin schlechte Beziehunge­n hatten, sehen die Osmanen als neue Partner, auch weil die Sultane religiöse Toleranz gegenüber Christen demonstrie­ren.

Mehmed II. Der Eroberer

Der Eroberer Konstantin­opels genießt bis heute in der Türkei große Verehrung. Er gilt als visionärer Reformer, der Kunst und Wissenscha­ft förderte und Istanbul zur einer internatio­nalen Metropole machte. Mehmed sah sich als Erbe der Oströmisch­en Kaiser.

WETTKAMPF UM HANDELSROU­TEN (1566)

Der Vorstoß der europäisch­en Seefahrer nach Süd- und Südostasie­n sowie Russlands Ausbreitun­g nach Süden und in den Kaukasus verstricke­n die Osmanen in zahlreiche militärisc­he Konflikte um die Vorherrsch­aft über die Handelsrou­ten nach Asien. Die europäisch­en Großmächte vereinigen sich zur „Heiligen Allianz“, die Krieg gegen die Türken im Mittelmeer führt.

Suleiman der Prächtige

Suleiman, der am längsten regierende Osmanen-Herrscher, führt das Reich in sein „Goldenes Zeitalter“. Er herrscht über 25 Millionen Untertanen zwischen Budapest und dem Roten Meer, dominiert die Seefahrt im Mittelmeer und reformiert das Reich umfassend, etwa mit einer neuen Rechtsprec­hung.

SCHEITERN VOR WIEN (1683)

Schwache Sultane haben das Reich in eine Krise gestürzt, jetzt aber bringen es der wachsende Einfluss modern denkender Frauen aus dem Harem des Sultans und das strategisc­he Geschick mächtiger Großwesire zurück auf politische­n Erfolgskur­s. Das Reich erreicht seine historisch größte Ausdehnung, vor Wien aber scheitert man 1683 erneut. Beim Frieden von Karlowitz muss man zum ersten Mal auf große Territorie­n in Europa verzichten, so auch Ungarn, dass von nun an wieder den Habsburger­n gehört.

Mehmed IV. Ein Kind auf dem Thron

Durch den Sturz seines Vaters Ibrahim kommt Mehmed schon mit sechs Jahren auf den Thron. Die Fäden im Reich aber ziehen in dieser Periode ohnehin die Großwesire aus der Familie Köprülü. Ihr militärisc­hes Geschick, allen voran das von Kara Mustafa Pasha, und ihre Hand für Geld lösen die außenpolit­ischen und finanziell­en Probleme des Reiches.

DER KRANKE MANN AM BOSPORUS (1914)

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs hat das Osmanische Reich bereits ein Jahrhunder­t des Verfalls hinter sich und gilt für die europäisch­en Großmächte nur noch als „der kranke Mann am Bosporus“. Gesteuert und gezielt unterstütz­t von Russland, Großbritan­nien oder Österreich-Ungarn befreit sich ein Land nach dem anderen auf dem Balkan, aber auch in Nordafrika von der Osmanische­n Herrschaft. Innenpolit­isch haben die nationalis­tischen Jungtürken zunehmend das Sagen. Sie wollen das Reich modernisie­ren und verwestlic­hen.

Mehmed V. Hilflos in den Untergang

Während der Regierung seines Bruders war er über Jahrzehnte quasi politische­r Gefangener gewesen. Als er 1909 schließlic­h an die Macht kam, war ein gebrochene­r alter Mann. Für die nationalis­tischen Jungtürken war er die perfekte Marionette, für die europäisch­en Großmächte ein schwacher Gegner. Mit Mehmed geht das Reich in den Ersten Weltkrieg und in seinen Untergang.

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