Der Skisport verliert seinen Popstar
Der Norweger Lucas Braathen erklärte in Sölden im Alter von 23 Jahren überraschend den Rücktritt
Einkehrschwung. Als Lucas Braathen am Freitag in Sölden zu einer Pressekonferenz bat, konnte keiner ahnen, dass der Norweger verkünden würde: „Ich trete zurück.“Auch wenn der 23Jährige wegen einer privaten Werbekampagne mit einem Modelabel seit Wochen mit dem norwegischen Skiverband im Clinch liegt, so hatte niemand den Braten gerochen.
„Erstmals seit Jahren fühle ich mich frei“, erklärte Braathen unter Tränen. „Und jeder, der mich kennt, weiß, dass Freiheit eine meiner größten Quellen für Erfolg und Freude ist.“
Mit Braathen verliert nicht nur das norwegische Team einen seiner Helden und Winnertypen, dem gesamten Skisport kommt der aktuelle Popstar abhanden. Mit seinen bunt lackierten Fingernägeln, seinen coolen modischen Outfits und seinem Blick über den Pistenrand hinaus war der 23-Jährige wohltuend anders.
Der überraschende Abschied von Lucas Braathen erinnert an den nicht minder spontanen Abgang von Matthias Mayer, der im Dezember 2022 in der Abfahrt von Bormio nach der Streckenbesichtigung den Rücktritt erklärte.
Der dreifache Olympiasieger liebäugelte in ersten Interviews noch mit einer Rückkehr, inzwischen ist das Kapitel Rennsport aber erledigt.
Beim nur 23-jährige Lucas Braathen scheint ein Comeback ausgeschlossen, zumindest unter den aktuellen Voraussetzungen. „Wenn ich durch ein Wunder herausfinde, dass es eine Möglichkeit ist, müsste es eine ganz andere Welt sein, in die ich zurückkehre“, sagte der sensible Norweger, der sich abseits der Pisten immer stark gegen Homophobie und Mobbing einsetzte.
Solche gesellschaftspolitischen Themen anzusprechen, wäre eigentlich auch die Aufgabe des FIS-Präsidenten. Multimilliardär Johan Eliasch zog es freilich vor, nicht nach Sölden zu kommen, das Forum Alpinum der FIS, mit dem traditionell im Ötztal die Saison eingeläutet wird, fand ohne den Präsidenten statt.