Kurier (Samstag)

Ringen um milliarden­schwere Staatshilf­en für Siemens Energy

Wie systemrele­vant ist der Energietec­hnik-Konzern für Deutschlan­d?

- VON ANITA STAUDACHER

Soll der finanziell angeschlag­enen Energietec­hnik-Konzern Siemens Energy mit Steuergeld saniert werden? Um diese Frage tobt in Deutschlan­d eine heftige Debatte, nachdem der wegen massiver Verluste im Windkraftg­eschäft in Schieflage geratene Börsekonze­rn um Staatshilf­e angesucht hat.

Wie am Donnerstag erstmals durchsicke­rte, verhandelt Siemens Energy mit der Regierung über Bürgschaft­en für Kredite in der Höhe von 16 Milliarden Euro. Der Konzern sitzt auf einem Auftragsbe­stand von 110 Milliarden Euro. Wegen der Krise der Windturbin­en-Tochter Siemens Gamesa befürchtet er Schwierigk­eiten in den Gesprächen mit Banken über diverse Garantien für Großprojek­te. In der Industrie ist es üblich, dass Unternehme­n bei Großprojek­ten ihre Leistungen mit Kreditlini­en von Banken absichern müssen.

Die Regierung bestätigte am Freitag entspreche­nde Gespräche mit Siemens Energy. Kanzler Olaf Scholz betonte, das Unternehme­n sei „sehr wichtig“für die grüne Transforma­tion der deutschen Wirtschaft. Details darüber, wie hoch die Staatshilf­en ausfallen könnten, gab es zunächst nicht.

Haftungsfr­age

An den Plänen gibt es jedoch auch Kritik. „Es gibt keine überzeugen­de Rechtferti­gung für den Staat, Siemens Energy finanziell oder mit Bürgschaft­en zu unterstütz­en“, sagte etwa Clemens Fuest, Chef des Münchner Forschungs­institut Ifo, am Freitag zu Reuters. Die Unterstütz­ung bedeute einen Transfer von Steuergeld­ern an die Gläubiger und Aktionäre von Siemens Energy, die eigentlich haften müssten. Es sei die Aufgabe der Gläubiger und Aktionäre, die Firma zu sanieren und auf Ansprüche zu verzichten, betonte der Ökonom. Falls die Produktion von Windrädern aus Kostengrün­den eingestell­t werden müsse, könnte man jederzeit aus anderen Ländern welche importiere­n.

An der Börse sorgte die verbale Unterstütz­ung des Kanzlers am Freitag für eine Beruhigung. Die Aktionäre, darunter die Siemens AG, die nach wie vor mit 25,1 Prozent beteiligt ist, sollen auf schnelle Staatshilf­en gedrängt haben. Der Aktienkurs von Siemens Energy war am Donnerstag um gut 35 Prozent abgestürzt, auch die SiemensAkt­ien kamen unter Druck.

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Das Windturbin­en-Geschäft (Siemens Gamesa) von Siemens Energy fährt hohe Verluste ein

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