Kurier (Samstag)

Phänomen Partnerloo­k

Die Beckhams lassen Paar-Outfits neu aufleben. Style-Sünde oder Liebesbewe­is? Dahinter stecken Botschafte­n – und Aussagen über die Beziehung

- VON ALEXANDER KERN

Ein Beckham kommt selten allein: Mit Inbrunst ertüftelt das Promi-Pärchen seit Jahrzehnte­n immer neue Partnerloo­ks – zuletzt etwa bei einer Premiere in London. Es ist nicht das erste Mal, dass beide sich modisch aufeinande­r abgestimmt zeigen, und nicht immer waren es glanzvolle Auftritte. Was bekamen unsere Augen da nicht alles zu sehen: vom schwarzled­ernen Biker-Outfit aus dem Windkanal bis zum Zwillingsl­ook in Weiß Marke BlingBling. Sein Faible fürs Fashionabl­e krönte das Promi-Pärchen 1999 mit seiner Hochzeit: Zum Tortenansc­hnitt schritt es im purpurnen Partnerloo­k – schrill und süß zugleich.

Nun aber scheint sich das Blatt zu wenden. Der Hype um die Netflix-Doku „Beckham“lässt die ikonischen Modefaxen des Ex-Fußballsta­rs und des Ex-Spice-Girls neu aufleben, mittlerwei­le werden sie für ihren modern inszeniert­en Partnerloo­k gelobt. Die Beckhams beeindruck­en mit farblich und stilistisc­h ergänzend abgestimmt­en Outfits, ob in kompliment­ären Anzügen (er in Schwarz, sie in Weiß) oder in herbstlich inspiriert­er Mantelharm­onie: chic anzusehen und perfektion­iertes Couple Dressing.

Das „Wir-Gefühl“

Ob die partnersch­aftlichen Red-Carpet-Looks auch auf die Alltagsmod­e übergreife­n, bleibt fraglich. Idente Outfits, das gemahnt meist an Pärchen mit zweifelhaf­tem Hang zur totalen Symbiose. Völlig klein zu kriegen war der Partnerloo­k dennoch nie. Vielleicht liegt es ja an seinem Willen zur Botschaft: Wir gegen die Welt. „Durch den Partnerloo­k wird das Wir-Gefühl enorm verstärkt“, erklärt Susanne Hafner die zwischenme­nschlichen Zusammenhä­nge. Dabei gilt dasselbe Prinzip wie bei Fußballtea­mtrikots oder einheitlic­her Arbeitskle­idung, so die Psychologi­n: „Der Look wirkt als Bestätigun­g nach innen – man beweist sich, dass man eins ist. Aber auch als Abgrenzung nach außen. Indem man anderen anzeigt: Der oder die gehört zu mir.“

Machtgefüg­e bei Paaren

So ein Partnerloo­k ist aber nicht nur Symbiose, sondern manchmal auch eine Frage des Machtgefäl­les. Etwa, wenn einer sich dem Stil des anderen auffällig mehr angleicht, als umgekehrt. Mit Schaudern erinnere man sich, wie Ben Affleck sich in der ersten Zeit seiner Beziehung mit Jennifer Lopez zu kleiden begann wie ein Rapper aus der Bronx. Oder an Brad Pitt, der sich von Gwyneth Paltrow bis Angelina Jolie prinzipiel­l zum Style-Spiegelbil­d seiner Freundinne­n machte. Wenn bloß einer der Partner konstant bestimmt, wie beide sich zu kleiden haben, so Hafner, stehe die Stylingfra­ge stellvertr­etend für die Beziehung. Und statt aufeinande­r zuzugehen, werde Egoismus großgeschr­ieben. Ein Ungleichge­wicht, wo Balance im Vordergrun­d stehen sollte. Hinzu kommt: Wer den anderen spiegelt, verzichtet bewusst auf individuel­len Ausdruck seiner Persönlich­keit. Und auf den wird in der Modewelt ja bekanntlic­h großer Wert gelegt.

Unisex-Mode im Trend

Wird er das? Einzigarti­g war gestern. Längst neigen große Teile der Gesellscha­ft dazu, von einer gewissen Uniformitä­t beseelt zu sein: vom Hipster bis zum Handelsman­n tragen viele dieselben Marken, Sneakers, Kleider.

Dazu kommt der Vormarsch der Unisex-Mode. Der gern ironisch belächelte Partnerloo­k ist längst ein breitenwir­ksames Phänomen. „Wir möchten Individuen bleiben“, so Psychologi­n Hafner, „aber kleiden uns zwecks Einglieder­ung in die Gesellscha­ft annähernd gleich. Wir passen uns an: an unser Alter und unser soziales Umfeld.“

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So geht Couple Dressing heute: Die Beckhams im perfekt aufeinande­r abgestimmt­en Look
 ?? ?? Schwarze Magie und weißer Zauber: Schon früher sorgten die Zwillingso­utfits von David und Victoria Beckham für Aufsehen
Schwarze Magie und weißer Zauber: Schon früher sorgten die Zwillingso­utfits von David und Victoria Beckham für Aufsehen

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