Kurier (Samstag)

Ein hinreißend komischer Exkurs über das Theater

„Die Kunst der Komödie“im Theater Scala

- SUSANNE ZOBL

Kritik. Was ist ein gutes Stück? Warum gehen so viele nicht mehr ins Theater? Was vermag das Theater? Diese Fragen stellte der italienisc­he Prinzipal und Dramatiker Eduardo de Filippo bereits in den 1960er-Jahren. Sie sind heute nicht weniger relevant als früher. Das zeigt Bruno Max mit Filippos famoser Irritation „Die Kunst der Komödie“.

Ein Präfekt, im Theater Scala die Präfektin De Caro (Bettina Soriat), zieht in eine Kleinstadt ein, und Theaterdir­ektor Oreste Campese spricht bei der Eccellenza vor. Denn sie war einst als Studentin passionier­te Darsteller­in der Elektra. Und sie zeigt zunächst Verständni­s für die Probleme des Impresario­s. Dessen Spielstätt­e ist abgebrannt, die Truppe übersiedel­te in den noblen Stadtsaal, doch dort bleibt das Publikum aus, denn Campese spielt Stücke für die einfachen Leute. Stücke, die unterhalte­n.

Bruno Max hat sich die Rolle des Prinzipals perfekt auf seine Person angepasst. Stundenlan­g könnte man seinem Exkurs über das Theater zuhören. Das ist Kern und

Ausgangspu­nkt seiner kurzweilig­en, 105 Minuten unterhalte­nden Inszenieru­ng.

Als die Präfektin den Besuch seiner nächsten Premiere verweigert, verabschie­det er sich mit mahnenden Worten. Denn alle, die ihre Aufwartung machen, könnten nicht sein, was sie vorgeben, sondern Talente aus seiner Truppe. Das Spiel mit Sein und Schein oder umgekehrt geht auf. Mit Verve tragen die Besucher ihre Anliegen vor.

Wahnsinn mit System

Jörg Stelling nährt als Amtsarzt jeden Zweifel an seiner Identität. Franz Weichenber­ger folgt als Nüsse verstreuen­der Padre. Ein Glanzstück als wahnsinnig gewordene Lehrerin zeigt Lisa-Marie Bachlechne­r. Bernhardt Jammernegg reißt sich als Apotheker furios aus dem Bühnenlebe­n. Anna Sagaischek, Helfried Roll und alle anderen fügen sich zum einnehmend agierenden Ensemble. Was bleibt, ist die Irritation, und das ist Beste, was man von diesem Stück berichten kann. Viele Bravos.

KURIER-Wertung: ★★★★★

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