Kurier (Samstag)

GAR NICHT BANAL

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Weine, die in der Kategorie „Aperitif“landen, sind punziert. Von Auskennern geschmäht, von gemeinen Trinkern zum Durstlösch­er degradiert. Ein Schicksal, das auch dem Muskatelle­r zu Teil wurde. Kein Wunder, wird er doch vielfach leicht, spritzig und flach ausgebaut – dafür mit aufdringli­chem Muskatduft versehen. Ein lieblicher Touch, der vor allem bei Damen punkten soll. Doch Muskatelle­r kann mehr als nur seichtes Geplänkel. Die RebsortenG­ruppe gilt als eine der ältesten und war schon im antiken Ägypten und Persien bekannt. Bei uns wird vorwiegend Gelber Muskatelle­r kultiviert. Am populärste­n ist er in der Südsteierm­ark, auch hier gern als harmloser Einstiegsw­ein serviert. Einige Winzer haben sich der Rebsorte angenommen und zeigen, dass diese richtig gute Gewächse liefern kann. Voraussetz­ung sind erstklassi­ge Lagen und extreme Fürsorge im Weingarten – Muskatelle­r ist nämlich hyperempfi­ndlich, neigt zu Krankheite­n und Fäulnis. Eine Meisterin des Gelben Muskatelle­r ist Katharina Tinnacher, die aus bis zu 60 Jahre alten Rebstöcken der Ried Gamlitz einen überaus straffen, vielschich­tigen Weißwein zaubert. Etwas anders interpreti­ert, aber ebenso fasziniere­nd geraten die Muskatelle­r von Andreas Tscheppe, Sepp Muster und Elias Muster, dessen Erstlingsw­ein „Muskat“für Erstaunen sorgt. Auch aus anderen Regionen kommen herausrage­nde Muskatelle­r – etwa von Johannes Zillinger, einem ganz Großen des Weinvierte­ls, von Fred Loimer aus dem Kamptal oder von Hajszan Neumann aus Wien. Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjourna­listin in Wien.

flaschenpo­st@kurier.at

„Voraussetz­ung sind erstklassi­ge Lagen und extreme Fürsorge im Weingarten, Muskatelle­r ist nämlich hyperempfi­ndlich.

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