Mehr als Gut oder Böse
'Vorweg: René Benko ist zu knapp 25 Prozent am KURIER beteiligt. Er hat nie versucht, die Berichterstattung zu beeinf lussen. In Österreich ist man mit Urteilen schnell. Und zwar sehr schnell ganz oben, mindestens doppelt so schnell nach unten.
War Benko für viele in den letzten Jahren der Wunderwuzzi, ist er für andere nun ein Gescheiterter. In guten Zeiten zog er wie das Licht die Motten an. Politiker, Unternehmer, Manager, Journalisten (auch der
Autor dieser Zeilen suchte sein berühmtes Törggelen-Fest auf) gaben einander die Klinke in die Hand. Viele zeigen jetzt auf ihn, die schon immer gewusst haben, dass etwas schiefläuft. In Österreich ist man Star oder Versager, dazwischen gibt es wenig.
Benko erlangte Ruhm und Reichtum durch Immobilien. Er entwickelte Hunderte Projekte, nicht nur sauteure Goldene Quartiere, auch Wohnungen, in denen ganz normale Menschen gut leben. Er nutzte die Zeit niedriger Zinsen und hoher Preise und hatte Unterstützung vieler Investoren, Milliardäre und Banken. Jeder wollte dabei sein, sich in seinem Licht sonnen oder mit ihm Geld machen.
In dieser Zeit begann – und auch das kennt man aus der Geschichte – ein Grenzgang. Er wollte mehr, größer und wichtiger werden als andere. Er kaufte das weltberühmte Chrysler Building in New York, was ein Signal an die Welt, aber finanziell ein Fehler war. Er kaufte einen Teil der Krone und wollte sie ganz übernehmen. Bekommen hat er großen Ärger mit Österreichs mächtigstem Medienmanager Christoph Dichand und viel Gegenwind der größten Zeitung des Landes. Er schnupperte in die Politik mit Auftritten mit Sebastian Kurz, aber auch ExSPÖ-Kanzler Gusenbauer sitzt in seinem Beirat, so wie Ex-FPÖ-Chefin Riess-Hahn oder Neos-Gründer Haselsteiner. Er glaubte, mit seinem Einstieg in den OnlineSportartikel-Handel Giganten wie Amazon den Rang ablaufen zu können. Er investierte Unsummen ins Handelsgeschäft mit dem „Kaufhaus des Westens“in Berlin oder der Kika/Leiner-Gruppe in Österreich. Sein ureigenes Kerngeschäft war das nie.
Doch gescheitert ist er – vorerst – an simplen Marktmechanismen und zu viel Risiko. Steigende Zinsen und die Beschneidung des Immobilien-Geschäfts durch die EZB brachten ihn unter Druck. Auch weil er ein bisschen zu riskant – in guten Zeiten würden wir sagen: zu dynamisch – unterwegs war. Wie andere in der Branche, wie die nächsten Monate zeigen werden. Schlimm wäre, wenn man nun das Unternehmertum verteufelte. Risiko gehört ebenso dazu wie Gewinne. Neue Arbeitsplätze ebenso wie eine LuxusVilla, Fehler wie Erfolge. Erst die nächsten Monate werden über sein Wirken Klarheit bringen, zu dicht ist noch der Nebel der Spekulationen. Ein Nebel, den er mit schlechter Kommunikation und zu wenig Transparenz selbst verursacht hat.
René Benko zieht sich zurück. Man sollte seine Fehler aufarbeiten, aber auch seine Erfolge anerkennen