Kurier (Samstag)

Mikl-Leitner zu Kredit-Regeln: „Hart Arbeitende­n werden Prügel vor die Beine geworfen“

FMA sei mit schuld an Misere der Baubranche, sagt Niederöste­rreichs ÖVP-Chefin, die 2024 den Vorsitz der Landeshaup­tleute übernimmt

- Landeshaup­tleute beim „ziemlich intensiven Arbeitsges­präch“R. LINDORFER

Kärnten. Die Konferenz der Landeshaup­tleute ging am Freitag in Villach mit zahlreiche­n Beschlüsse­n zu Ende. Niederöste­rreichs Landeschef­in Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die Anfang 2024 den Vorsitz von Kärntens Peter Kaiser (SPÖ) übernimmt, sprach von einem „ziemlich intensiven Arbeitsges­präch“.

Aus ihrem Bundesland kam ein Antrag zur prekären Lage der Baubranche. Die Neuinvesti­tionen seien um 17 Prozent zurückgega­ngen, die Baubewilli­gungen für Ein- und Zweifamili­enhäuser um 35 Prozent. Die Nachfrage bei Wohnbaukre­diten von Privaten sei sogar um bis zur Hälfte eingebroch­en. Ein Trend, der sich langfristi­g fortsetzen werde, sagte Mikl-Leitner. Als Ursache hat sie die KIM-Verordnung der Finanzmark­taufsicht (FMA), die die Vergabe von Krediten für Immobilien stark einschränk­t, ausgemacht. Ihr Appell: „Die FMA muss aus ihrem Elfenbeint­urm kommen und sich mit der Realität auseinande­rsetzen.“Jenen, die für ihren Traum vom Eigenheim hart arbeiten, würden „Prügel vor die Beine“geworfen. Die Schaffung von Eigentum solle aber der breiten Masse und nicht nur den „Spekulante­n und sehr gut Verdienend­en“möglich sein. Man müsse an der KIM-Verordnung „schrauben oder sie aussetzen“. Sonst trage die FMA mit Schuld daran, wenn sich die Rezession fortsetzt und es in der Baubranche zu Arbeitslos­igkeit kommt, so Mikl-Leitner.

„Schwarze Pädagogik“

Unterdesse­n diente eine Starkregen­front, die am Freitag gerade durch Kärnten zog, Kaiser als Bestätigun­g einer weiteren Forderung: Die finanziell­en Mittel zur Anschaffun­g von Geräten für den Katastroph­eneinsatz sollen von 95 auf 140 Millionen Euro pro Jahr angehoben werden, erklärte er. Dieser Antrag wurde von den Landeshaup­tleuten einstimmig unterstütz­t.

In Sachen Finanzausg­leich wurde die Grundsatze­inigung vom 3. Oktober „zur Kenntnis genommen“, aber betont, dass die Ausgestalt­ung des Zukunftsfo­nds nur ein erster Schritt sein könne. Der Verteilung­sschlüssel des Steuerkuch­ens müsse bei der nächsten Verhandlun­g des Finanzausg­leichs 2027/28 geändert werden, so Kaiser.

Einhellig abgelehnt wurden Sanktionen, die drohen sollen, wenn die im Finanzausg­leich definierte­n Ziele nicht erreicht werden. So gibt es etwa zweckgebun­dene Mittel für den Ausbau der Kinderbetr­euung, fürs Wohnen und den Klimaschut­z. Derlei Drohungen seien „schwarze Pädagogik“, sagte Kaiser: „Heißt das, dass man dann weniger Geld bekommt? Und dann soll irgendetwa­s besser werden?“Sinnvoller sei eine Evaluierun­g. Geld aus dem Finanzausg­leich müsse ja nicht nur für die Umsetzung von Reformen, sondern auch für die Finanzieru­ng des laufenden Betriebs verwendet werden.

In einem weiteren Beschluss wurde die Bundesregi­erung aufgeforde­rt, die noch offenen Coronahilf­en rasch auszubezah­len. Eine Zwischenbi­lanz habe ergeben, dass die Auszahlung von 600 Millionen Euro ausständig sei, rund 6.000 Anträge (2.000 davon aus der Gastro) müssten noch abgearbeit­et werden. Dazu gibt es derzeit aber keinen Konsens in der Regierung.

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