Die Folgen einer Tragödie
Weltweit wird nach dem Tod von Ex-NHL-Profi Adam Johnson die Einführung eines schnittfesten Kragens gefordert. In Österreich ist er derzeit nur im Nachwuchs Pflicht
Der 28. Oktober 2023 ist eine Zäsur im internationalen Eishockey. Ex-NHL-Profi Adam Johnson, 29, wurde bei einem Cup-Spiel in Großbritannien zwischen Nottingham und Sheffield mit einer Kufe am Hals so tief geschnitten, dass er innerhalb von 15 Sekunden verblutete. Manche der 8.000 Zuschauer in Sheffield fielen in Ohnmacht, das internationale Eishockey scheint seither paralysiert.
Seit ein paar Tagen geht es in vielen Ligen und Klubs um die Prävention solcher Unfälle, die zwar immer wieder vorkamen, aber nicht tödlich endeten.
In Österreichs Nachwuchs zum Beispiel ist der Halsschutz bis zur Unter-18Altersklasse vorgeschrieben. „Wenn die Kinder ohne auf das Eis kommen, dann schickt sie der Schiedsrichter gleich wieder hinunter“, sagt Ex-Profi Leopold Wieselthaler, Meister mit den Capitals 2005. Seine Söhne spielen in Salzburg und Klagenfurt.
Noch keine Pflicht
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis in allen Profiligen der Halsschutz verpflichtend wird. In Schweden und Finnland ist der mit Kevlarmaterial verstärkte und schnittfeste Rollkragen schon lange Pflicht. Die heimische ICE Hockey League prüft in der Ärztekommission und wird wohl für die kommende Saison nachziehen. In der Zwischenzeit preschen die Klubs vor. Linz hat angekündigt, den Halsschutz zu bestellen. Die Profis des Villacher SV trugen ihn schon am Mittwoch im Spiel gegen Asiago. „Das Thema duldet nach so einer Tragödie keinen Aufschub. Die Sicherheit und Gesundheit unserer Spieler haben absolut Priorität“, sagte Geschäftsführer Martin Winkler. Bei den Vienna Capitals wird der Schutz für alle Spieler besorgt und empfohlen. Beim 3:2-Sieg n.V. am
Freitag gegen Vorarlberg trug bereits Youngster Matthias Böhm den Kragen.
Christian Nissner, Vater von Teamspieler und Salzburg-Stürmer Benjamin, betreibt in Kagran den Hockeyshop. Größere Nachfrage verspüre er noch nicht, da Nachwuchsspieler auch bisher schon damit spielten. Sein Sohn musste einst in Schweden mit diesem Schutz spielen, in Österreich aber nicht. Noch nicht. Nissner beziffert die Kosten mit rund 60 Euro. Dass der Kragen die Bewegung einschränke, hält er für übertrieben: „Das ist, wie wen man sich den Kragen am Polohemd aufstellt. Da geht es nur um die Einstellung.“
Glück im Unglück
Verkauft werde derzeit alles aus dem Lager. „Wenn ich den neuesten Schutz von CCM bestellen will, dann kommt der erst am 24. März“, sagt Nissner. Weltweit übersteigt die Nachfrage die derzeitigen Kapazitäten.
In der NHL konnten Richard Zednik (2008, Florida) und Clint Malarchuk (1989, Buffalo) nach tiefen Schnitten am Hals gerettet werden. Beide kehrten in ihren geliebten Sport zurück.
Adam Johnson nicht.
Minute des Schweigens: Die Pittsburgh Penguins trauern um ihren ehemaligen Stürmer Adam Johnson