Lenzing baut nach hohem Verlust weitere 500 Stellen ab
Sozialplan für Lenzing und Heiligenkreuz geplant
Eine massiv gesunkene Nachfrage am Textilfasermarkt bei zugleich gestiegenen Kosten setzen dem oberösterreichischen Faserhersteller Lenzing weiter zu. Das Unternehmen fuhr in den ersten drei Quartalen 2023 einen Verlust von 96,7 Mio. Euro ein. Der Umsatz ging im Jahresvergleich um 5,3 Prozent auf 1,87 Mrd. Euro zurück. Die erwartete Erholung im Bereich Textil- und Vliesstoffe sei bisher ausgeblieben, hieß es am Freitag.
Das Management verschärft daher den bereits Mitte 2022 eingeleiteten Sparkurs. Konkret werden die Kosten um weitere 100 Mio. Euro gesenkt, wobei 30 Mio. Euro auf Personalkosten entfallen. Dafür sollen in den nächsten Monaten rund 500 der weltweit 8.000 Vollzeitstellen abgebaut werden.
Primär will Lenzing den Stellenabbau durch eine Nichtnachbesetzung der durch Pensionierungen und natürliche Fluktuation frei werdenden Stellen stemmen. Aber auch Kündigungen sind geplant. Für die österreichischen Standorte in
Lenzing und Heiligenkreuz wird derzeit mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan verhandelt, dessen Umsetzung im ersten Quartal 2024 beginnen soll.
3.000 in Österreich
Auf die Österreich-Standorte, wo insgesamt 3.000 Mitarbeiter beschäftigt sind, könnte dem Vernehmen nach etwa die Hälfte des geplanten Stellenabbaus entfallen. Der Konzern ist auch in Thailand, Brasilien, China und Indonesien aktiv. Bereits im März waren 100 Beschäftigte in Lenzing vom Stellenabbau betroffen. Am Produktionsstandort in Heiligenkreuz in Südburgenland gab es bis Juni Kurzarbeit. Durch den Erwerb eines Biomassekraftwerks sah sich Konzernchef Stephan Sielaff in puncto Energiekosten „strategisch besser aufgestellt“.
Mit dem bisherigen Sparprogramm habe man die Kosten bereits um mehr als 70 Mio. Euro gesenkt, sagte Sielaff am Freitag. Im dritten Quartal erwirtschaftete Lenzing einen positiven Free Cashflow von 27,3 Mio. Euro. Zur Stärkung der Liquidität wurde im Sommer eine Kapitalerhöhung in Höhe von 400 Mio. Euro durchgeführt. Auch die Kreditlaufzeiten wurden verlängert.