Kurier (Samstag)

Wirbel in der Stadthalle

Wie man bei der Tochter der Wien Holding mit kritischen Mitarbeite­rn umgeht; umstritten­er Manager kann demnächst als Allein-Geschäftsf­ührer regieren

- ANDREA HODOSCHEK Bald Allein-Geschäftsf­ührer: Matthäus Zelenka hodoschek.andrea@gmail.com

Die Stadt Wien hat nicht nur mit dem geplanten Bau der neuen Eventhalle, der WienHoldin­g-Arena in Neu Marx, kein Glück. Die Vergabe des Großprojek­ts muss bekanntlic­h neu aufgesetzt werden. Doch auch bei der „alten“Stadthalle läuft es nicht rund. Die schlechte Stimmung hat in Österreich­s größtem Veranstalt­ungszentru­m den Tiefpunkt erreicht.

Für neuerliche Aufregung sorgt nach einigen Kündigunge­n jetzt ein Schreiben an die Compliance-Abteilung der Muttergese­llschaft Wien Holding. Absender sind zwei leitende Etagenchef­s, ein Ehepaar,

das für den Publikumsd­ienst zuständig war, rund 600 Billeteure und Garderoben-Kräfte. Sie sind nicht angestellt, sondern „fallweise Beschäftig­te“und halten für einen Stundenloh­n von 10,50 bis 11,50 Euro den Betrieb bei Veranstalt­ungen aufrecht. Für diesen Bereich ist Geschäftsf­ührer Matthäus Zelenka zuständig. Angestellt sind 139 Mitarbeite­r.

Das durchaus selbstbewu­sste Ehepaar, gemeinsam 58 Jahre lang in der Stadthalle tätig, wurde über Nacht ohne Vorwarnung hinaus geworfen. Die beiden, die nicht angestellt waren, wurden auch mit Arbeitsver­bot bei in der Stadthalle tätigen Fremdfirme­n belegt.

In dem Schreiben, das dem KURIER vorliegt, wird Zelenka aus einer Konferenz der Etagenchef­s über die Billeteure zitiert: „Wenn sie nicht parieren, gehören sie ausgetausc­ht.“Die Zelenka unterstehe­nde Sprecherin der Stadthalle dementiert gegenüber dem KURIER, es habe keine Sitzung gegeben, in der diese Aussage getätigt wurde.

Der vormalige Ticketverk­äufer Zelenka sitzt seit 2022 in der Chefetage der Wiener Stadthalle. Der KURIER berichtete bereits über die Unternehme­nskultur, die seitdem in der Stadthalle herrscht.

Die Frau muss gehen

Zelenka gilt als cholerisch und dulde weder Widerspruc­h noch Kritik, Mitarbeite­r berichten von einem regelrecht­en Klima der Angst. Ausgerechn­et in einem Unternehme­n, das zum Imperium des roten Rathauses gehört.

Außerdem mobbe Zelenka

seine Kollegin, die 2019 bestellte kaufmännis­che Geschäftsf­ührerin Carola Lindenbaue­r.

Mit Jahresbegi­nn 2024 kann Zelenka solo regieren, er wird Allein-Geschäftsf­ührer. Die Position von Lindenbaue­r läuft mit Jahresende aus und wurde nicht mehr ausgeschri­eben, berichtete der Falter als erstes Medium.

Sieht ganz so aus, als wollte die Finanzstad­trat Peter Hanke (SPÖ) unterstehe­nde Wien Holding eine unbequeme Managerin loswerden, was freilich auch dementiert wird. Doch aus dem Aufsichtsr­at der Projektges­ellschaft für die neue Eventhalle wurde Lindenbaue­r längst hinauskomp­limentiert. Der ORF-Manager Pius Strobl, der den Umbau des Küniglberg­es bravourös gemeistert hatte, ging später. Beide hatten sich wegen kritischer Fragen bei der Holding und Hanke nicht beliebt gemacht. Diese Projektges­ellschaft dürfte 2024 aufgelöst werden.

Lindenbaue­r lieferte 2022 das wirtschaft­lich beste Jahreserge­bnis der Stadthalle, auch 2023 läuft gut. Sie ist bereits 20 Jahre in Unternehme­n der Wien Holding tätig und habe die Stadthalle gut und unaufgereg­t durch die Corona-Krise geführt, wird ihr von Belegschaf­t und Kunden attestiert.

Die Holding jedoch steht entschloss­en hinter Zelenka, von schlechter Stimmung will man nichts wissen. Zelenka beweise seit mehr als 12 Jahren in Holding-Unternehme­n „hervorrage­nde Management­qualitäten“. In den laufenden Mitarbeite­r-Gesprächen werde die „besonders offene, wertschätz­ende und unterstütz­ende Zusammenar­beit“

explizit hervorgeho­ben“, betont die Stadthalle­nSprecheri­n. Und führt als weiteren Beweis an: 60 Mitarbeite­r nahmen zuletzt an Workshops zum Themenkrei­s „Profession­alität – Begeisteru­ng – Dynamik“teil, die Rückmeldun­gen seien „nachweisli­ch positiv“.

Auf eine Neuausschr­eibung des zweiten Geschäftsf­ührer-Jobs habe man aus „strategisc­hen und ökonomisch­en Gründen verzichtet“, erklärt Holding-Sprecher Wolfgang Gatschnegg. Die Kulturbetr­iebe der Holding würden nur noch von einem Geschäftsf­ührer geleitet.

Das Vier-Augen-Prinzip bleibe weiterhin durch die Stärkung der zweiten Führungseb­ene gewährleis­tet. Formal in Ordnung, aber Prokuriste­n sind natürlich nicht auf Augenhöhe mit einem Geschäftsf­ührer, weil in einem Abhängigke­itsverhält­nis. Wesentlich kleinere Holding-Firmen haben übrigens ein ChefDuo.

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In der „alten“Wiener Stadthalle, ein Unternehme­n der Wien Holding, geht es rund
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Noch bis Jahresende im Amt: Carola Lindenbaue­r
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