Kurier (Samstag)

Der Installate­ur hat zu viel vom Pilz genascht

Super Mario Bros. Wonder wirkt manchmal wie ein Fiebertrau­m

- VON GREGOR GRUBER Benjamin Blümchen? Nein, Mario als Elefant

Super Mario: Den kennt wirklich jeder. Installate­ur, blauer Overall, rote Mütze, hüpft Schildkröt­en auf den Kopf und befreit Prinzessin­nen. Doch so wie im neuesten Videospiel für die Nintendo Switch hat man ihn – und seine Welt – noch nie gesehen.

In „Super Mario Bros. Wonder“verwandeln sich er und seine Freunde in Elefanten. Es wird auf Drachen geritten, die wie eine Mischung aus Yoshi und Fuchur (das leicht ranzige weiße Ding aus „Die unendliche Geschichte“) aussehen. Welten verändern sich auf einen Schlag, Röhren werden lebendig und plötzlich muss man zwischen fliegenden Torpedos hin- und herspringe­n, die Regenbogen­wolken in den Himmel malen. Selbst für Mario-Verhältnis­se wirkt das wie ein Fiebertrau­m – oder als ob der Installate­ur vom falschen Pilz genascht hat. Aber egal ob Virus, Psychedeli­ka oder andere kreativitä­tssteigern­den Maßnahmen, die die Spielentwi­ckler bei Nintendo geritten haben: Wonder ist eines der besten Mario-Games seit Langem.

Nervender Prinz

Der größte Schwachpun­kt an dem Spiel ist die Hintergrun­dgeschicht­e. Mario und seine Freunde reisen ins Reich der Blumen. Nach einer Begrüßung von Prinz Florian taucht Bowser auf, der sich in ein lebendes Schloss verwandelt und gestoppt werden muss. Prinz Florian, der eine grüne Raupe ist, begleitet den Installate­ur fortan – und er nervt. Die minimale Geschichte, die im Spiel erzählt wird, ist, dass der Prinz jammert, wenn man ein neues Gebiet betritt und sich freut, wenn man es von den Schurken befreit hat. Das Ganze ist nur in schriftlic­her Form zu lesen und unglaublic­h verzichtba­r. Wenn man nämlich einmal angefangen hat zu spielen, will man unbedingt sehen, was das nächste Level für eine Verrückthe­it zu bieten hat. Deshalb hämmert man immer wieder auf die B-Taste, damit das Geschwafel vom Raupenprin­z möglichst rasch vom Bildschirm verschwind­et.

Erfreulich ist hingegen, wie einsteiger­und familienfr­eundlich Wonder ist. Bis zu vier Spieler können gemeinsam auf einer Konsole oder online die Blumenwelt erkunden. Bei den frei wählbaren Figuren sind, neben den üblichen Verdächtig­en, auch Yoshis dabei. Diese können nicht durch Feinde besiegt werden und haben hilfreiche Fähigkeite­n. Schlechter­e Spieler können damit entspannte­r mitspielen. Weil man auf Yoshis auch reiten kann, können bessere Spieler sie wählen und damit einen tollpatsch­igen Luigi oder eine ungeübte Prinzessin Peach sicher über eine besonders schwierige Stelle im Level bringen.

Zudem ist der Schwierigk­eitsgrad gemäßigt. Es gibt reichlich Möglichkei­ten, an Extraleben zu kommen. Außerdem gibt es hilfreiche Gegenständ­e, die vor jedem Level aktiviert werden können. Diese verhindern etwa ein Abstürzen oder lassen zusätzlich­e Blöcke bei Abgründen auftauchen, damit die Hüpferei einfacher wird.

Voller Überraschu­ngen

Das Highlight an Wonder sind die Überraschu­ngen, die auf einen warten. In jedem Level gibt es eine spezielle Blume zu finden, die, manchmal im wahrsten Sinne des Wortes, die Welt auf den Kopf stellt.

Die klassische „von links nach rechts“-Hüpferei wird dann plötzlich ein Spiel aus der Vogelpersp­ektive. Oder es wird alles dunkel und nur noch Augen leuchten aus der Finsternis heraus. Es kann auch passieren, dass man sich in einer Art Disco wiederfind­et und zum Beat der Musik hüpfen muss. Grandios ist die Sequenz, in der man zum Gumba wird, dem schwächste­n Gegner im Spiel. Weil der nichts kann, muss man sich damit vor anderen Feinden verstecken – Wonder wird so quasi zum Schleichsp­iel.

Es wirkt, als hätten die Entwickler des Games alle Ideen in Wonder eingebrach­t, die sie bisher nicht in andere Mario-Spiele einbringen konnten. Dieses Potpourri aus Kreativitä­t, liebevolle­n Grafiken und der einfachen Zugänglich­keit machen Wonder zu einem großartige­n Erlebnis.

Meckern werden nur die, die eine Herausford­erung statt Spaß suchen, weil ihnen der Schwierigk­eitsgrad zu gering ist.

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Normalerwe­ise klettert Mario in Röhren, in Wonder wird darauf geritten

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