Kurier (Samstag)

Warum heißt die Teebutter eigentlich Teebutter?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

- Von Daniel Voglhuber

Nein, es ist nicht alles in Butter. Der Schlaf kann noch so gut, der Kaffee noch so auf den Punkt gebrüht sein. Auch das weiche Ei schmeckt wunderbar. Doch beim Brotschmie­ren fällt der Blick auf die Verpackung. Da brennt sich eine wesentlich­e Frage ins Hirn: Warum heißt die Teebutter eigentlich Teebutter? Und das treibt offenbar einige um. Denn es gibt einige Erklärunge­n dafür.

Die gebräuchli­chste besagt, es ist die Abkürzung für Teschener Erzherzögl­iche Butter. In der Donaumonar­chie waren die Guts- und Molkereibe­triebe Erzherzog Albrechts führend. Er verwaltete die Albertina und war als Butterköni­g weitum bekannt. Von seinem schlesisch­en Gut Teschen und seiner Wiener Molkerei aus belieferte er die Hauptstadt mit Milchprodu­kten. An und für sich eine schöne und plausible Erklärung. Sie ist aber falsch. Der österreich­ische Slawist Stefan Michael Newerkla hat sie ins Reich der Mythen verwiesen. Er fand keinen einzigen Beleg für diese Behauptung. Auch sehr schön: Der Schärdinge­r Molkereive­rband rühmte sich, den Begriff Teebutter erfunden zu haben. Immerhin hätte das englische Königshaus 1904 zum Fünfuhrtee die hochfeine Süßrahmbut­ter aus Oberösterr­eich ankarren lassen. Blöd nur, dass der Begriff früher verbrieft ist.

Laut Newerkla stammt der „älteste, zugleich dokumentie­rte und verifizier­bare Beleg für den Begriff Teebutter aus dem Jahr 1891. Und zwar auf Tschechisc­h als čajové máslo“, schrieb er einmal auf der Homepage des wissenscha­ftlichen Projekts IamDiÖ. Der bisher älteste deutsche Beleg stammt als Theebutter (sic!) aus dem Jahr 1894, der älteste ungarische Beleg aus 1897. Das Streichfet­t ist also eine Eigenheit der Donaumonar­chie und kommt nicht aus dem britischen Empire. Aber ein Fünkchen Wahrheit steckt dann doch in der Schärdinge­r Variante. Die Bezeichnun­g hat laut dem Experten wohl damit zu tun, „dass extrafeine Genussmitt­el, die traditione­ll zum Tee gereicht wurden, auch nach dem Getränk benannt wurden“. Streichfäh­ig von den vielen Fakten? Egal! Mit diesem Wissen ausgestatt­et kann einem keiner mehr die Butter vom Brot nehmen.

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