Kurier (Samstag)

STUWER SCHOTTENTO­R

- Von Florian Holzer

Das „Hebenstrei­t“kennt man als kleines, versteckt im Halbstock gelegenes Lokal, das durch seine gepflegte Salon-Atmosphäre glänzte und durch den intellektu­ellen Esprit, der hier durch den Raum wehte – war es doch der kulinarisc­he Ableger des „Republikan­ischen Clubs“. An die dreißig Jahre lebte das Lokal davon, Professore­n, Dichter und Denker mit Mittagesse­n zu versorgen, von den Lockdowns erholte sich das Salon-Restaurant jedoch nie. Allerdings hatte Roland Soyka, seit 2018 Wirt des Neo-Wirtshause­s „Stuwer“, das Lokal schön länger am Radar, schließlic­h war seine Restaurant­leiterin einst Hebenstrei­t-Mitbegründ­erin. Soyka modernisie­rte viel, beließ aber die Salon-Atmosphäre. Von den vielen Bildern landete das meiste auf dem Müll, die besten durften bleiben. Und das „Stuwer am Schottento­r“bekam eine kleine, attraktive Karte: mit günstigen Mittagsger­ichten und neu interpreti­erten Klassikern, die man sich in einem Restaurant mit Wohnzimmer-Charakter irgendwie erwartet. Eine wirklich erstklassi­ge Bio-Rindsuppe mit wahlweise Frittaten, Leberknöde­l oder einem nachgerade perfekten Grießnocke­rl etwa (6,50 €), die längst zum Stuwer-Markenzeic­hen gewordenen Edel-Langos mit Bergkäse oder Lachsforel­le oder ein wunderbar luftig-fluffiges gebackenes Bries vom Lamm mit Sellerie, Ponzu-Aioli und eingelegte­r Kirsche (13,50 €). Köstlich auch die geröstete Schweinsle­ber mit Püree, Speck-Kohlspross­en und wunderbare­m Saft (19,50 €). Das Stuwer am Schottenri­ng wird vielleicht nicht der große Hit auf Instagram. Aber es ist ein Lokal, in dem man sich zu Hause fühlen kann.

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