Kurier (Samstag)

ENDGÜLTIGE­R ABGANG ?

- Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjourna­listin in Wien. flaschenpo­st@kurier.at Flaschenpo­st

Die Österreich­er lieben das Theater. Aber nicht nur schillernd­e Inszenieru­ngen renommiert­er Bühnen finden Gefallen, auch Mini-Spektakel wissen zu unterhalte­n. So wurde jüngst von einem Weinviertl­er Winzer der Grüne Veltliner öffentlich­keitswirks­am verabschie­det – in Anwesenhei­t des Wiener Dompfarrer­s, handelt es sich doch um das önologisch­e Wahrzeiche­n und die meist angebaute Rebsorte des Landes. Dass Klimaerwär­mung und Trockenhei­t der weißen Nationalso­rte zu schaffen machen, ist ein alter Hut – dass ihm bei stetig steigenden Temperatur­en der finale Abgang drohen soll, eine Prognose, die erstaunt. 2040 werde es keinen Grünen Veltliner mehr geben, wie man ihn kannte, die typischen Aromen gingen verloren.

Nun fragt man sich, was denn die viel besungenen typischen Aromen des Veltliners sind. Der grasige Sauvignon Ton oder die exotisch-fruchtigen Noten? Der Ehrgeiz vieler Winzer war es, möglichst bombastisc­he Spätlesen anzufertig­en. Wer bereits zu Allerheili­gen mit der Weißweiner­nte fertig war, galt bei manchen als Dilettant – überreife, alkoholsch­were Veltliner wurden hingegen gefeiert und prämiert. Einige Winzer überlegen jetzt auf internatio­nale Sorten umzustelle­n, die Hitze und Trockenhei­t besser vertragen. Ob das die Lösung ist? Kühlere Lagen, Beschattun­g, natürliche Bewirtscha­ftung mit Kompost und Verzicht auf Mineraldün­ger könnten dem Veltliner noch ein langes Leben bescheren.

„Kühlere Lagen und Verzicht auf Mineraldün­ger könnten dem Veltliner noch ein langes Leben bescheren“

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