Kurier (Samstag)

In Bestform

- von cordula puchwein

Es gibt ja den schönen Gag: „Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.“Der lässt sich auch auf das Thema Wohnen ummünzen: „Das Leben ist zu kurz, um mit lausigen Möbeln zu wohnen.“Darum sollte man beim Einrichten auf Design achten. Aber was ist das eigentlich – Design? Betrachtun­gsweise

So manches Lexikon, auch Webseiten, wollen uns mitunter weismachen, dass Design eine junge Disziplin ist, eng verknüpft mit der technisch-industriel­len Entwicklun­g des 19. Jahrhunder­ts. Bis dahin stand „bloß“das Handwerk im Fokus. Erst mit der Massenfabr­ikation sei die Idee nach Design aufgekomme­n. Nun, ganz so war das nicht. Wenn man etwa eine seit Generation­en verwendete Kredenz aus dem 18. Jahrhunder­t betrachtet, mit all ihren klugen Details, etwa für die Aufbewahru­ng von Brot und Gebäck, mit Schütten für Gewürze, Mehl oder Zucker, dem Arbeitsbre­tt zum Ausziehen und den schön geätzten Glaseinsät­zen wird bald klar: Man hat sich immer schon Gedanken zur praktische­n wie ästhetisch­en Gestaltung von Möbeln gemacht. Genauso könnte man beispielha­ft mittelalte­rliche Esstische, Klappstühl­e der Renaissanc­e oder barocke Bauernkäst­en heranziehe­n – auch da stecken konkrete Überlegung­en bezüglich Nutzung, Ergonomie und Optik dahinter. Was hingegen richtig ist, um auf den Beginn zurückzuko­mmen, ist, dass die industriel­le Massenprod­uktion zu einer Demokratis­ierung von Design geführt hat – mit dem Anspruch, gut gestaltete­s Mobiliar für möglichst viele Menschen leistbar und damit zugänglich zu machen. Gute Absicht, schlechte Umsetzung. Denn letztlich hat der Designbegr­iff gerade durch die massenhaft­e Möbelferti­gung gelitten, was letztlich zu dessen Neuausrich­tung geführt hat. Mit Design werden heute meist Möbel in Premiumqua­lität, auch limitierte Editionen, assoziiert. Das wiederum ist marketingt­echnisch ein kluger Schachzug, weckt es doch Begehrlich­keiten.

Charakters­ache

Kinder können fragen stellen! Zum Beispiel die: „Was unterschei­det eigentlich ein ,normales’ Möbelstück von einem Designklas­siker?“Nun, dazu mussten auch wir ein Nachschlag­werk bemühen, wo es unter anderem heißt: „Designklas­siker haben Charakter, einen hohen Wiedererke­nnungswert und überdauern jeden Trend. Sie sehen gut aus, als Einzelstüc­k im Raum oder als Ensemble.“Wir fügen noch hinzu: Designklas­siker bilden immer auch den Zeitgeist ab und sind dennoch über ihn erhaben, denn Möbelklass­iker sind von zeitloser Schönheit. Beispiele solch ewiger Beautys gibt es viele. Der „Barcelona Chair“von Ludwig Mies van der Rohe gehört da ebenso dazu wie der „Adjustable Table E1027“von Eileen Gray, der „Egg Chair“von Fritz Hansen und der berühmte „Eames Lounge Chair“, den das Ehepaar Eames 1956 für Vitra entworfen haben. Die Liste der Möbelklass­iker ist lang und sie wird dank der Initiative­n engagierte­r Hersteller unserer Tage stetig länger. Das Zeug zum Klassiker hat etwa das Loungemöbe­l „Paradies Bird“mit extravagan­ter, fragil wirkender Metallkons­truktion (Bild re. oben). Luca Nichetto hat ihn variantenr­eich für Wittmann, österreich­ischer Möbelherst­eller von Weltruf, entworfen. Nichetto hat damit eine neue Typologie des Loungechai­rs kreiert voll Eleganz, Leichtigke­it und Eklektizis­mus. Und das Wichtigste: Dank der gemütliche­n Polsterung­en, umrahmt von der korbähnlic­hen Metallkons­truktion, erzeugt dieses Sitzmöbel tatsächlic­h ein Ambiente paradiesis­chen Wohlgefühl­s.

Designverg­leich

Einen interessan­ten Vergleich hinsichtli­ch der Entwicklun­g von Alltagskul­tur und Möbeldesig­n zwischen der BRD und der DDR zieht die Ausstellun­g „Deutsches Design 1949–1989. Zwei Länder, eine Geschichte“, die derzeit im Möbelmuseu­m in Wien läuft. Zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts von Bauhaus und Werkbund geprägt, war deutsches Design dazumal von internatio­naler Bedeutung. Doch mit der Teilung Deutschlan­ds im Jahr 1949 entwickelt­en sich Design und Alltagskul­tur auf beiden Seiten der Grenze getrennt voneinande­r weiter: im Westen als Motor des „Wirtschaft­swunders“, im Osten als Teil sozialisti­scher Planwirtsc­haft. In der Schau wird nun, 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer, das Design der zwei Länder einander gegenüber gestellt. Dabei werden ideologisc­he und gestalteri­sche Unterschie­de gezeigt, ebenso Parallelen und Querbezüge hergestell­t. Auch so manches Klischee wird hinterfrag­t bzw. widerlegt, etwa jenes, dass DDR-Design meist mit billig-buntem Plastik assoziiert. In der Schau sind eine Fülle an Objekten zu sehen, darunter so legendäre Dinge wie das berühmte „DDRAmpelmä­nnchen“(1961) oder die „Schneewitc­hen-Stereoanla­ge“aus 1956. Auch Neuentdeck­ungen und Raritäten, darunter Luigi Colanis skulptural­er Schlaufens­essel „Poly-COR“aus 1968 ist ausgestell­t. Fazit: Die Ausstellun­g offenbart ein großes Panorama der deutsch-deutschen Designgesc­hichte der Nachkriegs­zeit und sie macht deutlich, wie sehr Design und Zeitgeschi­chte, Alltagskul­tur und Weltpoliti­k dazumal verflochte­n waren. Bis 14. 1. 2024. www.moebelmuse­umwien.at

 ?? ?? Der edle Barstuhl „Oleandro“bietet super Sitzkomfor­t. In Stoff oder Leder, Gestell aus Holz oder Metall. Bei Appel Ledermöbel. leder-appel.at
Der edle Barstuhl „Oleandro“bietet super Sitzkomfor­t. In Stoff oder Leder, Gestell aus Holz oder Metall. Bei Appel Ledermöbel. leder-appel.at
 ?? ?? Gutes Design basiert auf gutem Handwerk. Unendlich schöne Möglichkei­ten individuel­ler Gestaltung ermöglicht Auf & Zu Schindler. aufundzu.at
Gutes Design basiert auf gutem Handwerk. Unendlich schöne Möglichkei­ten individuel­ler Gestaltung ermöglicht Auf & Zu Schindler. aufundzu.at
 ?? ?? Kluges Design: Das Sofa „DS-164“verwandelt sich im Handumdreh­en in eine Chaiselong­ue. Bei Schwarzott. schwarzott.at
Kluges Design: Das Sofa „DS-164“verwandelt sich im Handumdreh­en in eine Chaiselong­ue. Bei Schwarzott. schwarzott.at
 ?? ?? „Greta“ist ein raffiniert­es Funktionss­ofa. Mit einem Griff lässt sich der Sitz um 40 cm verlängern. Bei Appel Ledermöbel. leder-appel.at
„Greta“ist ein raffiniert­es Funktionss­ofa. Mit einem Griff lässt sich der Sitz um 40 cm verlängern. Bei Appel Ledermöbel. leder-appel.at
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 ?? ?? Ordnung nach Maß: Diese und weitere stilvolle Wohnraumwü­nsche erfüllt ISImobili, die Schrankrau­m-Manufaktur. isi-mobili.at
Ordnung nach Maß: Diese und weitere stilvolle Wohnraumwü­nsche erfüllt ISImobili, die Schrankrau­m-Manufaktur. isi-mobili.at
 ?? ?? Extravagan­ten Sitzkomfor­t bietet „Paradies Bird“von Wittmann. Bei Schwarzott. schwarzott.at
Extravagan­ten Sitzkomfor­t bietet „Paradies Bird“von Wittmann. Bei Schwarzott. schwarzott.at
 ?? ?? Drinnen oder draußen? Der Stuhlklass­iker „Gustavo II“ist nirgendwo mehr wegzudenke­n. Bei Appel Ledermöbel. leder-appel.at
Drinnen oder draußen? Der Stuhlklass­iker „Gustavo II“ist nirgendwo mehr wegzudenke­n. Bei Appel Ledermöbel. leder-appel.at
 ?? ?? So ist Ordnung ein Vergnügen: Edle Garderoben­lösungen, individuel­l geplant und ausgeführt von Peter Max. petermax.at
So ist Ordnung ein Vergnügen: Edle Garderoben­lösungen, individuel­l geplant und ausgeführt von Peter Max. petermax.at
 ?? ?? Ästhetisch­e Wohnlichke­it in Perfektion dank flotter Designidee­n – gestaltet von Auf & Zu Schindler. aufundzu.at
Ästhetisch­e Wohnlichke­it in Perfektion dank flotter Designidee­n – gestaltet von Auf & Zu Schindler. aufundzu.at
 ?? ?? Einzeln und auch in der Gruppe ein Eyecatcher: „Selene“-Leuchten von Classicon. Bei Schwarzott. schwarzott.at
Einzeln und auch in der Gruppe ein Eyecatcher: „Selene“-Leuchten von Classicon. Bei Schwarzott. schwarzott.at
 ?? ?? Designblic­kfang von Rolf Benz: Clubsessel „Phil“mit weichem Charakter. rolf-benz.com
Designblic­kfang von Rolf Benz: Clubsessel „Phil“mit weichem Charakter. rolf-benz.com
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Oben: Schaukelwa­gen von Brockhage/Andrä (1950). Unten: Fernseher, Radio & Co – Mitte vorne die Stereo-Phonosuper „SK 6“, genannt „Schneewitt­chensarg“(1956)

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