Sag niemals „sitz!“zu fremden Hunden
Wiener Ansichten. Vergangene Woche haben wir uns an dieser Stelle Gedanken über die jüdische Kinderbuchautorin Mira Lobe gemacht, deren Bücher unzählige Kinderleben geprägt haben. Insbesondere das ermutigende „Das Kleine Ich bin ich“, ein, wie man im Buchhandel sagt, „Longseller“seit seinem Erscheinen 1972.
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Wie viele Spielzeuggeschäfte es vor fünfzig Jahren im ersten Wiener Gemeindebezirk gab, entzieht sich unserer Kenntnis, Tatsache ist aber, dass viele Traditionsgeschäfte wie etwa der Hilpert hinter dem Stephansdom oder der Kober am Graben in den vergangenen Jahren für immer zugesperrt haben. Glücklicherweise nach wie vor, und das seit 60 Jahren, gibt es die Spielzeugschachtel in der Rauensteingasse. Bekannt ist das wunderbare Geschäft unter anderem dafür, dass man dort keinen PlastikRamsch verkauft, sondern Spielzeug, das Generationen überdauert.
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Im ebenfalls dort beheimateten Kinderbuchladen wurden vergangenes Jahr 86 und heuer schon 52 Stück vom „Kleinen Ich bin ich“verkauft, vom englischen „I am me“heuer bereits 46 Stück. Es sei „ein typisch österreichisches Kinderbuch“mit einem „ewig aktuellen Thema vom Anderssein“, berichtet uns die Buchhändlerin. Es gibt das Buch auch in den Sprachen Ukrainisch, Russisch, Türkisch, Serbisch und Kroatisch und in Farsi. Gut so. Ein Plädoyer für Eigensinn, Selbstfindung und Toleranz kann gar nicht genug Leser haben. Hoffentlich wird es auch als solches verstanden.
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Neben Kindererziehung ging es zuletzt an dieser Stelle auch um Hunde. Eine „schicksalhafte Verwandtschaft“ortete Leser Hans S. darin, denn kaum etwas entzweie die Menschen so sehr wie Kinder- und Hundeerziehung. Uns fallen da momentan zwar auch ein, zwei andere Themen ein, aber ja. Gibt kaum Schlimmeres, als mit eigenen und fremden Kindern sowie deren Eltern in ein Restaurant zu gehen. Allein die unterschiedliche Auffassung über die Handhabung von Salzstreuern kann Freundschaften zerstören. Noch schlimmer ist wohl nur, zu einem fremden Hund „sitz!“zu sagen.