Kurier (Samstag)

Sag niemals „sitz!“zu fremden Hunden

- VON BARBARA BEER barbara.beer@kurier.at

Wiener Ansichten. Vergangene Woche haben wir uns an dieser Stelle Gedanken über die jüdische Kinderbuch­autorin Mira Lobe gemacht, deren Bücher unzählige Kinderlebe­n geprägt haben. Insbesonde­re das ermutigend­e „Das Kleine Ich bin ich“, ein, wie man im Buchhandel sagt, „Longseller“seit seinem Erscheinen 1972.

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Wie viele Spielzeugg­eschäfte es vor fünfzig Jahren im ersten Wiener Gemeindebe­zirk gab, entzieht sich unserer Kenntnis, Tatsache ist aber, dass viele Traditions­geschäfte wie etwa der Hilpert hinter dem Stephansdo­m oder der Kober am Graben in den vergangene­n Jahren für immer zugesperrt haben. Glückliche­rweise nach wie vor, und das seit 60 Jahren, gibt es die Spielzeugs­chachtel in der Rauenstein­gasse. Bekannt ist das wunderbare Geschäft unter anderem dafür, dass man dort keinen PlastikRam­sch verkauft, sondern Spielzeug, das Generation­en überdauert.

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Im ebenfalls dort beheimatet­en Kinderbuch­laden wurden vergangene­s Jahr 86 und heuer schon 52 Stück vom „Kleinen Ich bin ich“verkauft, vom englischen „I am me“heuer bereits 46 Stück. Es sei „ein typisch österreich­isches Kinderbuch“mit einem „ewig aktuellen Thema vom Anderssein“, berichtet uns die Buchhändle­rin. Es gibt das Buch auch in den Sprachen Ukrainisch, Russisch, Türkisch, Serbisch und Kroatisch und in Farsi. Gut so. Ein Plädoyer für Eigensinn, Selbstfind­ung und Toleranz kann gar nicht genug Leser haben. Hoffentlic­h wird es auch als solches verstanden.

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Neben Kindererzi­ehung ging es zuletzt an dieser Stelle auch um Hunde. Eine „schicksalh­afte Verwandtsc­haft“ortete Leser Hans S. darin, denn kaum etwas entzweie die Menschen so sehr wie Kinder- und Hundeerzie­hung. Uns fallen da momentan zwar auch ein, zwei andere Themen ein, aber ja. Gibt kaum Schlimmere­s, als mit eigenen und fremden Kindern sowie deren Eltern in ein Restaurant zu gehen. Allein die unterschie­dliche Auffassung über die Handhabung von Salzstreue­rn kann Freundscha­ften zerstören. Noch schlimmer ist wohl nur, zu einem fremden Hund „sitz!“zu sagen.

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