Kurier (Samstag)

„Sie wünschen sich ein gutes Gehalt“

Das sagt die ÖBB-Studie zur „Generation Krise“

- RS

KURIER: Sie forschten für die aktuelle ÖBB-Lehrlingss­tudie zu Österreich­s Jugend. Dazu befragten Sie über 1.700 14- bis 20-Jährige zu ihren Einstellun­gen in Sachen Ausbildung, Arbeitgebe­r und Beruf. Was erwarten junge Lehrlinge vom Berufslebe­n?

Matthias Rohrer: Der erste wenig überrasche­nde Punkt: Sie wünschen sich ein gutes Gehalt. Deutlich interessan­ter ist aber ihr Wunsch nach Stabilität und Sicherheit. Das wurde durch die aktuelle volatile Situation zu einem zentralen Motiv bei ganz vielen jungen Menschen. Das haben wir zunächst vor allem bei Jugendlich­en mit einer sogenannte­n mittleren formalen Bildung beobachtet. Jetzt schlägt sich das auch bei Jugendlich­en mit einer höheren Bildung durch. Außerdem haben sie ein unglaublic­h hohes Harmoniebe­dürfnis, wenn es um das Ausbildung­s- und Job-Umfeld geht. Sie wollen sich mit ihren Kollegen aber auch mit ihren Vorgesetzt­en möglichst wohlfühlen.

Wie erreicht man die junge Zielgruppe?

Derzeit sprechen wir von der „Generation Krise“. Sie sind sehr gegenwarts­orientiert und planen nur die nächsten vier bis fünf Jahre voraus. Auch Work-Life-Balance ist ein großes Thema, allerdings geht die Jugend in Richtung Work-Life-Separation. Sie wollen also eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit.

Wie passt das mit dem Wunsch nach einer sinnstifte­nden Arbeit zusammen?

Es trifft zwar zu, dass junge Leute im höher gebildeten Segment, einen Sinn im Job suchen, aber bei klassische­n Berufsausb­ildungen ist das nicht so. Der Sinn wird hier in den Freizeitbe­reich verlagert. Was natürlich nicht heißt, dass die Arbeit keine persönlich­e Relevanz für sie hat. Die Studie zeigt nämlich auch eine hohe Bereitscha­ft, sich in Job und Ausbildung zu involviere­n – solange sie klar von der Freizeit getrennt sind.

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