Da schmilzt das Eis von meiner Seel’
„Schnee“legt ab Montag auf ORF 1(20.15) zahlreiche Geheimnisse frei. Der sechsteilige Mystery-Thriller thematisiert dabei auch den Klimawandel in den Alpen
Die Landschaft erstrahlt im saftigen Grün. Und das im Winter. Traurig. Weinen muss auch der Berg – und schickt das geschmolzene Gletschereis Richtung Tal. Anstatt Schnee fallen nur noch Felsbrocken vom Himmel und treffen beinahe das Auto einer Familie, die sich am Weg nach Rotten befindet. Am Steuer sitzt die erfolgreiche Oberärztin Lucia (Brigitte Hobmeier), den Beifahrer gibt ihr Mann Matthi (Robert Stadlober) und hinten auf der Rückbank sitzen die zehnjährige Tochter Alma (Laeni Geiseler) und der jüngere Sohn Jonas (Paolo di Sapia). Sie haben Wien, ihr Leben in der Großstadt hinter sich gelassen, um das Leid ihrer Tochter, die an schwerem Asthma leidet, zu lindern. Die Luft in den Bergen ist zwar gut, aber das Dorf leidet unter Schneemangel. Die größten Hoteliers im Dorf, Matthis Eltern Bruno (Karl Fischer) und Maria (Maria Hofstätter), wollen daher einen Bergrücken sprengen lassen, um mit einer neuen Gondelstation und Après-Ski-Hütte den Tourismus wieder anzukurbeln. Das kommt aber nicht bei allen im Dorf gut an.
Energie
Das sind die Rahmenbedingungen, auf denen die Handlung der Miniserie „Schnee“aufbaut. Entwickelt wurde die am 13. und 20. November in jeweils drei Folgen auf ORF1 zu sehende Serie von Drehbuchautorin Michaela Taschek in Zusammenarbeit mit der 2021 verstorbenen Produzentin Ursula Wolschlager und der Filmemacherin Barbara Albert, die aber aus zeitlichen Gründen als Regisseurin nicht mehr zur Verfügung stand. Eingesprungen ist die ROMY-Gewinnerin Catalina Molina, die sich gemeinsam mit Esther Rauch die Arbeit teilte. „Nachdem Esther alle Buchfassungen bestens kannte, war sie eine wichtige Stütze für inhaltliche Fragen, weil ich doch sehr kurzfristig eingesprungen bin“, sagt Molina dem KURIER – und fügt hinzu: „Es war schon verrückt, wie schnell alles gehen musste. Heute wundere ich mich, dass es wirklich geklappt hat. Wir hatten im November 2021 noch keine Besetzung, keine Locations und teilweise noch kein Team – und im Februar 2022 gingen schon die Dreharbeiten los. Um das Unmögliche doch noch möglich zu machen, mussten wir unglaublich viel Energie reinstecken“, sagt die 39-Jährige.
Gedreht wurde in Südtirol und im Veneto, Italien. Die Dolomiten wirken bedrohlich, die Gegend immer leicht vernebelt – auch dann, wenn die Sonne scheint. Irgendwas scheint in Rotten nicht zu stimmen. Der einst angesagte Wintersport-Ort leidet unter dem ausbleibenden Schnee und den dadurch fehlenden Gästen. Als der Gletscher dann noch eine Leiche freigibt, kommen in dem Bergdorf alte Geheimnisse zutage. Dafür sorgen vor allem auch Lucia und ihre Tochter Alma: Sie geraten in einen Sog sonderbarer Vorkommnisse.
Umdenken
„Schnee“ist ein MysteryThriller inklusive Familiendrama, das auch jene klimatischen Veränderungen und damit einhergehenden Herausforderungen thematisiert, die seit Jahren offensichtlich sind. Es ist zu warm. Da helfen auch keine neuen Schneekanonen und Gondeln mehr – ein Umdenken muss her.