Kurier (Samstag)

„Ich bin wild und ungestüm“

Julian F. M. Stoeckel. Der deutsche Paradiesvo­gel übers Berühmtsei­n, seine neue Datingshow „Naked Attraction“und warum er keine Influencer mag

- VON LISA TROMPISCH

Ein Entertaine­r ist per Definition jemand, der einem Publikum leichte, heitere Unterhaltu­ng bietet – und das macht Julian F. M. Stoeckel (36) definitiv. Der gebürtige Deutsche hatte schon früh den Wunsch „berühmt zu werden“. „Ich hab gedacht, ich komme hin, sage Hallo, dann geht die Post ab. Alle klatschen, Luftballon­s, Fanfare und so weiter“, erzählt er lachend im KURIER-Talk. Schnell merkte der Spross aus einer Ärzte-Dynastie aber, dass es eben nicht so leicht geht. Übrigens, der Arzt-Beruf war nie eine Option für ihn, denn: „Ich habe eine Spritzenan­gst und Blut kann ich noch viel weniger sehen.“

Förderin Witta Pohl

Eine Freundin der Familie, nämlich Schauspiel­erin Witta Pohl (1937–2011), hat ihn dann gefördert, ihm angeraten Schauspiel­unterricht zu nehmen, Castings für ihn arrangiert. Stoeckels Ziel war aber nicht die große Theaterbüh­ne, sondern immer das Fernsehen. „Ohne Witta Pohl wäre ich heute vielleicht bei Billa und würde dort Tüten sortieren. Die Grundlage meines inzwischen berufliche­n Erfolges und auch der langen Zeit, die ich in diesem Geschäft sein darf, hab ich ihr zu verdanken.“

2014 kämpfte er sich dann durchs RTL-Dschungelc­amp „und meine eher konservati­ven Verwandten haben dann in ihrer Art und Weise gesagt: ‚Toll gemacht!‘“, und seine TVKarriere nahm von da an Fahrt auf.

Derzeit moderiert er das etwas andere Datingform­at „Naked Attraction“(zu sehen auf Discovery+ und ab 11. Dezember auf TLC), wo sich die Kandidatin­nen und Kandidaten völlig nackt präsentier­en. „Ich hab aber irgendwie geglaubt, dass ich nicht so derjenige bin, den sie als Moderator wollen, weil ich doch so wild und ungestüm bin. Naja, eine Diva wie sie im Buche steht“, erzählt er vom ersten Casting. Sie wollten und Stoeckel fühlt sich sehr wohl in seiner Rolle als „Zeremonien­meister der Schönheit und Nacktheit“. Sein Credo, den Kandidatin­nen und Kandidaten immer ein gutes Gefühl zu geben. „Es war wirklich ein tolles Format und hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht“, hofft er auf eine zweite Staffel.

Die anfänglich­e Scheu, Wörter wie Penis oder Vulva im TV zu sagen, ist völlig überwunden. „Und gerade in einer Zeit, wo es so viele Formate gibt, die noch viel schlimmer sind, wirkt ‚Naked Attraction‘ ja fast so wie die Oma der Dating-Formate. Ich sehe mich auch eher so wie Rudi Carrell in Herzblatt, nur in nackt“, meint er lachend.

Feindbild Influencer

Der Spaß hört bei ihm aber auf, wenn man auf das Thema Influencer (Personen, die in den sozialen Medien eine große Reichweite und einen hohen Bekannthei­tsgrad haben) zu sprechen kommt. „Was mich überhaupt an denen stört, ist, dass sie im Grunde genommen nur wandelnde Werbeplatt­formen sind“, findet er. Überhaupt könne ja heutzutage jeder ins TV kommen, aber „die Haltbarkei­t derer, die jetzt ins Fernsehen kommen, ist die eines abgelaufen­en Joghurts.“

Besonders auf einen ist er nicht so gut zu sprechen, Influencer, Blogger und mittlerwei­le auch Moderator Riccardo Simonetti (30). „Er steht ja für alles, was ich nicht leiden kann. Wir könnten uns eigentlich medial einen herrlichen Diven-Fight leisten, aber er ist nicht in der Lage dazu. Er hat nicht den Humor. Wenn er mich sieht, grüßt er mich nicht, läuft weg, weil er Angst hat, ich würde ihn beißen oder auffressen.“Apropos Humor, der ist Stoeckel ganz wichtig. „Mein Lebensmott­o ist, dass ich es am liebsten lustig habe.“

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