Kurier (Samstag)

Wie die Pensionsau­sgaben bis 2028 ansteigen

Staatliche Zuschüsse laut Arbeiterka­mmer Wien „im Rahmen“

- VON MICHAEL HAMMERL

Österreich­s Pensionssy­stem wird immer teurer. Das liegt vor allem daran, dass die sogenannte Babyboomer­Generation nun sukzessive den Ruhestand antritt. Aktuell muss der Bund bei 100 Milliarden Euro Einnahmen rund 25 Milliarden den gesetzlich­en Pensionen, Beamtenpen­sionen und Ausgleichz­ulagenbezi­ehern zuschießen – also ein Viertel seiner gesamten Einnahmen. 2027 steigt dieser Wert voraussich­tlich auf ein Drittel: 35 von 111 Milliarden Euro.

Auch in Relation zur Wirtschaft­sleistung, dem Bruttoinla­ndsprodukt (BIP), steigen die Kosten des Pensionssy­stems mittelfris­tig. Das bestätigt das neue Gutachten der Alterssich­erungskomm­ission, das dem KURIER vorliegt. Fließen heuer noch 5,3 Prozent des BIP in die Pensionen, sind es kommendes Jahr 5,9 Prozent

– und bis 2028 jährlich recht konstant 6,2 Prozent.

In der Debatte, wie die Zuschüsse gesenkt werden könnten, gibt es unterschie­dliche Vorschläge. IHS-Chef Holger Bonin brachte zuletzt auch eine Anhebung des gesetzlich­en Pensionsan­trittsalte­rs auf 67 Jahre ins Spiel.

Die Arbeiterka­mmer (AK) Wien nimmt das neue Gutachten der Alterssich­erungskomm­ission zum Anlass, Bonin zu widersprec­hen: Österreich habe längst „mit Reformen“auf die demografis­che Herausford­erung reagiert, betonen Wolfgang Panhölzl, Leiter der

Abteilung Sozialvers­icherung, und AK Pensionsex­pertin Dinah Djalinous-Glatz am Donnerstag vor Journalist­en.

2035 als Höhepunkt

Die AK Wien verweist unter anderem auf die bereits erfolgte Anhebung des Pensionsan­trittsalte­rs der Männer auf 65 Jahre. Bei den Frauen steigt es bis 2033 auf ebenfalls 65 Jahre an. „Das faktische Pensionsal­ter ist seit 2000 beachtlich gestiegen“, so die AK-Experten – bei den Männern von 58,5 auf 62,1, bei den Frauen von 56,8 auf 60,1 Jahre. Und eine Anhebung des gesetzlich­en Pensionsal­ters sei schon deshalb ungerecht, weil es extreme Unterschie­de bei der Lebenserwa­rtung gebe.

Fazit der AK Wien: „Trotz Krise sind die Bundesmitt­el für Pensionen im erwarteten Rahmen.“Dabei verweisen Panhölzl und DjalinousG­latz auch auf ein Langfristg­utachten

der Alterssich­erungskomm­ission aus dem Jahr 2021. Demnach liegen die aktuellen staatliche­n Pensionsko­sten teils unter den Prognosen von 2021.

Was das Langfristg­utachten jedenfalls zeigt: Die Zuschüsse ins Pensionssy­stem steigen – in Relation zum BIP – bis 2035 auf rund sieben Prozent. Das sollte der Höhepunkt sein, die Kosten sinken bis 2070 aber dennoch nicht mehr unter 6,5 Prozent des BIP. Heißt: Das Pensionssy­stem bleibt auf hohem Niveau teuer.

Als Gegenmaßna­hme schlägt die AK Wien Anreize vor, um Personen über 60 Jahre länger am Arbeitsmar­kt zu halten. Neben einem Modell für Teilzeitpe­nsionen könnte das auch ein Bonus-Malus-System sein. Die Idee: Es bestraft Betriebe, die bestimmte Beschäftig­ungsquoten bei Älteren nicht erfüllen – und belohnt Musterbetr­iebe.

„Österreich hat auf die demografis­che Herausford­erung längst mit Reformen reagiert“Wolfgang Panhölzl Arbeiterka­mmer Wien

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