Kurier (Samstag)

Harte Verhandlun­gen

Kräftemess­en. Bei den aktuellen KV-Verhandlun­gen ist keine Einigung in Sicht. Ans Ziel gekommen ist man trotzdem immer, zeigt der Blick zurück

- VON JENNIFER CORAZZA

Seit Ende September geht er wieder heiß her, der Verhandlun­gskrimi um die MetallerKo­llektivver­träge. Die Gewerkscha­ft fordert 11,6 Prozent und bleibt bislang dabei. Die Arbeitgebe­r bieten 2,5 und bessern nach einigen Runden auf sechs Prozent nach. Während Gewerkscha­fter kritisiere­n, „nicht am türkischen Basar“zu sein und deshalb den ersten Streik seit Jahren vom Zaun brechen, heben Wirtschaft­svertreter die dramatisch­e Situation einer „Vollrezess­ion“hervor. Wer am längeren Ast sitzt, wird sich weisen. Eines ist aber klar: Die Vorstellun­gen beider Parteien klaffen so weit auseinande­r wie lange nicht. Unterschie­de in noch nie da gewesener Dimension sind es trotzdem nicht, verrät die Archivarin des Österreich­ischen Gewerkscha­ftsbunds (ÖGB) Marliese Mendel. Denn Vorstellun­gen spießten sich immer schon, erkennt sie bei einem Blick in die Geschichte der MetallerKo­llektivver­träge. Manchmal sogar mehr als heute.

Zurück in die 70er

Parallelen zur heutigen Situation finden sich in den 1970erJahr­en, als der erste Ölpreissch­ock die Wirtschaft­swelt in

Atem hielt. Die Inflation schoss in die Höhe, erreichte 1974 fast zehn Prozent. Nachdem Arbeitgebe­r noch verdauten, dass die Arbeitszei­t 1969 auf 40 Stunden reduziert wurde, folgte 1977 eine durchaus hohe Lohn-Forderung in der Metaller-Geschichte. Zwölf Prozent auf die Mindestlöh­ne wünschten die Gewerkscha­fter sowie Verbesseru­ngen im Rahmenrech­t – und das, obwohl die Inflation nur mehr bei 5,5 Prozent lag, liest Mendel aus dem ÖGB-Archiv.

Arbeitgebe­r fühlten sich überrumpel­t, hatten in der Krise bereits viel Geschäft verloren und plädierten vorerst für eine Anhebung der Löhne

Newspapers in German

Newspapers from Austria