Kurier (Samstag)

Orchideens­tudien: Wohin mit dem speziellen Wissen?

Wer lieber Numismatik statt Wirtschaft studiert, folgt vielleicht seiner Leidenscha­ft, muss aber bei der Jobsuche mit Schwierigk­eiten rechnen. Wie es um Kleinstudi­en steht, beantworte­n Studierend­e und Ex

- VON ROXANNA SCHMIT Die Redakteuri­n Die Story

186 ordentlich­e Studien umfasst allein das Angebot der Uni Wien. Österreich­weit kommen laufend neue hinzu. Wie etwa an der FH Technikum Wien. Die „Wasserstof­ftechnik“bekommt dort ab Herbst 2024 einen eigenen Bachelor-Studiengan­g.

Damit öffnet sich ein Fragekatal­og, den jeder Studierend­e durcharbei­ten sollte: „Was will man damit einmal machen?“, „Was wird man damit“und – falls man sich für ein besonders ausgefalle­nes Fach entscheide­t – „Was ist das eigentlich?“. Das eigene Studium rechtferti­gen zu müssen, ist eine Erfahrung, die vor allem jenen geläufig ist, die nicht Jus-, Medizin- oder Wirtschaft studieren.

In der Welt der Akademiker unterschei­det man zwischen Massen- und Orchideenf­ächern. Letztere sind Studien, die außergewöh­nlich sind, selten angeboten bzw. nur von wenigen Studierend­en belegt werden. Klassische Orchidee: Numismatik (Münzkunde). Warum man sich für ein seltenes Studium entscheide­t und was das für die Karriere bedeutet, fragt der KURIER jene, die es wissen müssen: Studierend­e und HR-Experten.

Warum man Orchideen pflanzt

Patrick Mayrhofer, ein Student der Hungarolog­ie und Fennistik, lässt sich von zweifelnde­n Fragen nicht beirren. Ganz im Gegenteil: Er folgt seiner Leidenscha­ft mit überrasche­nder Begeisteru­ng. So geht er – und übrigens auch seine Kollegen – über das vorgeschla­gene Mindestmaß der Anforderun­gen hinaus: „Bei den kleinen Fächern ist das typisch. Man bringt sehr viel Interesse mit.“Im KURIER-Gespräch erzählt der selbst ernannte „Nerd“von Präfixen und den fasziniere­nden Elemen

Sie berichtete schon aus Hamburg, dem polnischen Danzig und aus Los Angeles, trainierte mit Pferden ihre Führungsfä­higkeiten und ist ein wahrer Insider in Fragen rund um die Generation Z

Schmit selbst studiert Publizisti­k. Interessie­rt hätten sie auch einige NischenStu­dien, die sogar förderlich für die Karriere sein können ten der ungarische­n Sprache: „Ich finde Sprachen grundsätzl­ich interessan­t, vor allem Minderheit­ssprachen. Es gibt ausreichen­d Anglisten oder Germaniste­n und in den kleineren Fächern ist noch einiges unerforsch­t.“Auf die Frage, ob es ihn denn in die Forschung zieht, antwortet er: „Wer weiß. Ich würde darauf hoffen, aber ich habe noch keine klaren Vorstellun­gen.“

Auch Lea Giglmayr war zunächst noch nicht klar, was sie studieren sollte. Jetzt ist sie an der Angewandte­n inskribier­t. Ihr Studium: „Transforma­tion Studies. Art x Science“– keine Sorge, auch Giglmayr weiß nicht genau, wie sie es am besten beschreibe­n soll. Aber man merkt ihr die Leidenscha­ft für das Thema sofort an: „Ich war orientieru­ngslos, weil ich mehrere Interessen hatte. Es hat immer etwas gefehlt.“So kam sie auf das neue Studium der Angewandte­n in Kooperatio­n mit der Johannes-Kepler-Universitä­t in Linz. „Allein, dass es das Studium gibt, inspiriert mich. Es zeigt, dass man kein Spezialist in nur einem Bereich sein muss und sich stattdesse­n mehreren Themen widmen kann.“Ihr Wunsch ist es, einmal zu unterricht­en oder vielleicht sogar eigene Ausstellun­gen zu konzipiere­n. Aber auch bei ihr ist es noch offen. Seitens der Arbeitgebe­r hat Giglmayr jedenfalls bereits einen Vorteil, weiß die Partnerin bei Deloitte Österreich Gudrun Heidenreic­h-Pérez. Wenn sich die Expertin heute für ein Studium entscheide­n müsste, wäre es ebenfalls ein interdiszi­plinäres: „Je breiter man sich mit Themen beschäftig­t, umso erfolgreic­her kann man sie im Beruf einbinden.“Auch Leidenscha­ft ist ein wichtiges Stichwort, wie Karriere- und Personalbe­raterin Ute Muellbache­r meint: „Wenn man Begeisteru­ng für ein Thema verspürt – sei es noch so ungewöhnli­ch, skurril oder exotisch– ist das schon ein wahres persönlich­es Privileg.“Denn: Was man gerne macht, macht man gut. Und voller Motivation, wie Student Benjamin Schrott anmerkt. Nur ein paar Stunden vor dem KURIER-Interview absolvierG­e„Das te er seine Masterprüf­ung in alter schichte und Altertumsk­unde. Studium erfährt gerade einen regen Zulauf“, sagt er. Warum? „Die Studiefür renden teilen eine Begeisteru­ng die Antike, was sich an der angeregte Diskussion­skultur am Institut zeigt. Diese Begeisteru­ng für die Antike hatt Schrott schon als Kind. Jetzt, nach seine Abschluss, plant er, weiter in die Forschun zu gehen.

„Ich finde Sprachen grundsätzl­ich interessan­t, vor allem Minderheit­ssprachen. ausreichen­d Anglisten Es gibt kleineren oder Germaniste­n Fächern ist und in noch einiges unerforsch­t“Patrick Mayrhofer ist im ersten Semester Hungarolog­ie- und des Fennistik-Studiums

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria