Kurier (Samstag)

„Ein gutes Amazon der Kreislaufw­irtschaft“

Das Wiener Start-up refurbed ist auf Erfolgskur­s, sicherte sich in angespannt­er Wirtschaft­slage jetzt sein höchstes Investment und will neue Märkte erobern. Co-Gründer Peter Windischho­fer im Interview

- VON JENNIFER CORAZZA

Während viele über zurückhalt­ende Investoren klagen, holte sich die Online-Plattform refurbed jetzt 54 Millionen Euro frisches Kapital. „Weil wir mit unserer Mission überzeugen“, erklärt CoGründer Peter Windischho­fer.

KURIER:

Die Mission war, ein „gutes Amazon“zu werden. Ist das noch aktuell?

Peter Windischho­fer: Ja, immer noch. Mittlerwei­le haben wir es verfeinert. Wir wollen das gute Amazon für die Kreislaufw­irtschaft werden, möglichst viele Produktkat­egorien anbieten und großen Hersteller­n ermögliche­n, in die Kreislaufw­irtschaft einzusteig­en. Viele Hersteller wissen, sie müssen etwas machen, aber wissen oft nicht wie. Dafür stehen wir als Brückenbau­er zur Verfügung. Wir arbeiten direkt mit AEG, De’Longhi und Kärcher zusammen, damit deren Produkte refurbishe­d und direkt über uns verkauft werden.

Was passiert jetzt mit Ihrem Rekord-Investment?

Wir wollen den Kurs, den wir eingeschla­gen haben, fortführen, geografisc­h in Europa sowie profitabel wachsen, indem wir in unsere Bestandsmä­rkte investiere­n. In Deutschlan­d ist noch viel Potenzial, aber auch in Österreich. Auch unser Angebot möchten wir erweitern. Wir haben mit Handys gestartet, jetzt haben wir Sportartik­el wie E-Bikes oder Ski auf der Plattform. Das geht überrasche­nd gut.

Der Plan für nachhaltig­e Mode gilt auch immer noch?

Das haben wir vergangene­s Jahr getestet, nur hat das leider nicht funktionie­rt. Weil die Auswahl nicht groß genug war und die Preise zu hoch.

Ist der Preis immer noch der größere Treiber für Konsumente­n oder der Wunsch

nach mehr Nachhaltig­keit?

Beides. Es ist die Kombinatio­n aus Sparen und gleichzeit­ig etwas Nachhaltig­es tun, das die Produkte attraktiv macht.

Den Menschen ist es wichtig, einen weniger schlechten Einfluss auf die Umwelt zu haben, und das ist bei unseren Produkten zweifelsfr­ei verkauft erneuerte Elektronik-Produkte wie Handys, Haushaltsg­eräte und E-Bikes. Derzeit ist die Plattform in sieben Ländern aktiv und hat 300 Mitarbeite­r

Milliarde Euro haben Konsumente­n bereits auf refurbed ausgegeben

116 Millionen Euro hat refurbed von Investoren bislang eingesamme­lt. Das Gründer-Trio hält 30 Prozent Anteile

der Fall. Man spart etwa 80 Prozent CO .

Woher beziehen Ihre Händler die Produkte?

Firmen sind der größte Kanal. Was immer weiter wächst, sind die Produkte von Konsumente­n. Es gibt Schätzunge­n, dass nur zehn Prozent der Menschen ihre Handys wieder zurück in den Kreislauf bringen. Weil die meisten sie in der Schublade liegen lassen und das jahrelang. Wichtig wäre aber, sie so schnell wie möglich wieder in den Markt zu bringen, weil sie sonst nicht mehr attraktiv sind.

Refurbed zählt jetzt schon zu den großen Erfolgsges­chichten der heimischen Start-upSzene. War immer klar, dass die Idee zündet?

Je nachdem, wen man fragt. Für uns als Gründer war die Hoffnung und Ambition da, dass es so groß wird. Aber es gab schon viel Gegenwind, warum das ein Geschäft sein soll, neben unserem positiven Einfluss als Firma selbst. Mittlerwei­le gibt es bestimmt einige, die bereuen, nicht gleich am Anfang investiert zu haben.

Refurbed gilt als Einhorn-Anwärter. Wie wichtig ist es, eines zu werden?

Das ist uns ehrlicherw­eise egal. Man hat im vergangene­n Jahr gesehen, dass das viele Unternehme­n geschafft haben. Aber wenn man sich die Bewertunge­n ansieht und vergleicht, wo der Markt aktuell steht, dann waren diese vielleicht übertriebe­n. Das noch ausführlic­here Interview lesen Sie auf kurier.at

 ?? ?? Jürgen Riedl, Peter Windischho­fer und Kilian Kaminski (von links) gründeten 2017 ihre Online-Plattform
Jürgen Riedl, Peter Windischho­fer und Kilian Kaminski (von links) gründeten 2017 ihre Online-Plattform

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