KI gegen Studierende: kein knappes Rennen
KURIER: Sie haben ein Experiment gewagt, wer die geistreicheren Ideen hat. Ihre Studierenden oder die KI. Wie lautete die Aufgabe? Nikolaus Franke: Es ging darum, eine Strategie zu entwickeln, um eine bestehende Geschäftsidee zu einem Erfolg zu machen. Das ist ein ganz kritisches Element. Es reicht als Entrepreneur nicht, gute Ideen und Erfindungen zu haben. Man muss auch wissen, wie man sie in den Markt bringt und selbst davon profitiert.
Wer hat das Rennen gemacht?
Das Ergebnis war, dass alle MBA-Studierenden deutlich bessere Innovationsstrategien geliefert haben als ChatGPT. Obwohl wir ihnen extrem schwierige Bedingungen gegeben haben. Sie haben die Fallbeschreibung und die Aufgabenstellung bekommen, mussten sofort losschreiben und hatten für 200 Worte nur fünf Minuten Zeit. Alle 1,5 Sekunden mussten sie also ein Wort schreiben, groß nachdenken, kann man da nicht mehr.
Ihre Studierenden bekamen für ihre Leistung die Schulnote 2,4, ChatGPT nur 4,5. Überraschte Sie das?
Ich hätte nicht gedacht, dass es so eindeutig ist. Wir haben hervorragende MBA-Studierende, aber wir haben den Test als erste Übung des Tages gemacht. Manche Menschen schlafen da noch halb, AI ist dagegen nicht als Morgenmuffel bekannt.
Hätten Sie von ChatGPT mehr erwartet?
ChatGPT hat mehrere Anläufe gebraucht, weil es zuerst versucht hat, zu schummeln und mehr zu schreiben als erlaubt. Insofern ist das Ergebnis doch ganz interessant. Dass es trotz der unfassbaren Leistungsstärke von ChatGPT, die ich überhaupt nicht bestreiten möchte, nicht so leicht ist, kreativ innovativ einen neuen Weg zu finden. Darin scheint der unternehmerische Mensch noch eindeutig überlegen zu sein.