Kurier (Samstag)

Der gerechte Becher des Pythagoras

Mithilfe eines kleinen Tricks wird der Trinkbeche­r beim Einfüllen nicht voll

- KURIER. AT/ F AMILY

Namensgebe­nd für den Becher unseres Experiment­es heute ist Pythagoras. Er war nicht nur Philosoph, sondern auch Mathematik­er und Forscher. Vor langer Zeit, so erzählt eine Geschichte, wollte er auf der griechisch­en Insel Samos Wasserleit­ungen bauen lassen. Eines Tages bemerkte er aber, dass seine Arbeiter immer weniger Zeit mit dem Bauen der Leitungen verbrachte­n, sich dafür aber immer öfter und länger dem Genuss des Weintrinke­ns hingaben. Damit die Arbeit trotzdem vorangehen konnte, erfand Pythagoras einen besonderen Becher, aus dem die Arbeiter ein wenig Wein trinken konnten, aber nicht zu viel. Wollten sie den Becher vollfüllen, lief alles aus dem Becher aus und die Arbeiter wurden nass.

So funktionie­rt’s

Um deinen eigenen pythagorei­schen Becher zu bauen, brauchst du einen Einwegbech­er, einen knickbaren Trinkhalm, eine Schere, Klebeband und etwas Klebeknete. Zuerst machst du mit der Schere ein kleines Loch in den Boden des Bechers, gerade so groß, dass du den Strohhalm durchsteck­en kannst. Den Strohhalm steckst du nun so weit in den Becher hinein, dass der Knick des Strohhalms ungefähr zwei Fingerbrei­ten unter dem oberen Rand im Becher endet. Jetzt schneidest du den Rest des Strohhalms auf der Unterseite des Bechers ab und dichtest den Bereich um den Strohhalm mit Klebeknete ab. Nun musst du deinen Strohhalm im Inneren des Bechers nach unten knicken und am zweiten Teil des Strohhalms festkleben.

Füllst du Wasser in den Becher, fließt es auch in den Strohhalm hinein. Dabei ist der Wasserstan­d im Strohhalm genau gleich hoch, wie in deinem Becher. Gießt du so viel Wasser ein, dass der Wasserstan­d den geknickten Strohhalm übersteigt, f ließt das Wasser weiter durch den Strohhalm und unten durch den Boden des Bechers hinaus. Der Becher entleert sich bis zur Öffnung des Strohhalms im Becher.

Dabei passiert etwas Spannendes: Es gibt eine Kraft, die den Becher komplett entleert, auch wenn dadurch der Wasserstan­d wieder unter den Knick gefallen ist. Sobald das Wasser zu f ließen beginnt, drückt das Gewicht des Wassers den Becherinha­lt hinaus. Das passiert, solange der Becher noch einigermaß­en gefüllt ist. Dieser Druck reicht sogar aus, um das Wasser gegen die Schwerkraf­t in den Strohhalm „hinauszusc­hießen“. Welche Kräfte bei der Entleerung des Bechers genau die tragende Rolle spielen, wird allerdings noch immer von Forschern debattiert. Übrigens: Mach den Versuch am besten über einem Waschbecke­n!

*** Fragen zum Experiment der Woche sende an kurier@sciencepoo­l.org

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Das Gewicht des Wassers drückt den Becherinha­lt hinaus

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