CHAOS deluxe
ull Talent zur Konfliktbewältigung“, rauschte die Demnächst-Ex-Freundin. Gäbe es noch Festnetz, hätte sie wie in einer Katharine-Hepburn-Screwball-Comedy den Hörer aufgeknallt. Und jetzt saß ich einsam in Digitalien, mit einem Blick hart am angeschossenen Rehkitz und verstand die Welt nicht mehr. Alles, was ich wollte, war eine psychodynamische Abkürzung und kein erneutes Wiederkäuen der Thematik. Ich hatte nämlich verdrängt, dass sie neuerdings vegan lebt. Und in meiner flächendeckenden Ignoranz unserer Dinner-Truppe ein Huhn mit butterlastigem Kürbis-Tralala serviert. Anlässlich ihres indignierten Blicks hatte ich mir einen herzhaften Leute-einladen-wird-heutzutage-immermühsamer-Seufzer natürlich nicht erspart. Glacéhandschuhe gut, aber leider aus, außerdem Aszendent Skorpion. Sie war Cinemascope-beleidigt abgerauscht und hatte im theatralischen Abgang etwas von meiner dürren sozialen Intelligenz geknurrt. Von Zoffologen hatte ich gelernt, dass man im Zuge der erneuten Kontaktbefingerung nach so einem Mikrodrama, sich nicht in dieses Problem-Aufwärmen à la „Hab ich gesagt – hast du gesagt“verkrallen, sondern mit einer leichtfüßigen Entschuldigung die emotionale Navigation in Richtung Neustart zentrieren sollte. Ging voll schief. Ich wäre eine unreflektierte Verdrängerin, die über die Gefühle anderer wie ein unservicierter Kolchosentraktor rattert und mit Scheuklappen durchs Leben fegte. Ich fand dann doch, dass aus dem (übrigens vormals glücklichen) Huhn an Kürbisbutter-Dialogen ein unangemessen hochgejazztes Tragödscherl entstanden war und legte mit einer Deine-Sorgen-möchte-ich-haben-Tirade los. Nach einem kurzen Perplex-Intermezzo dachte ich mir lösungsorientiert: „Vielleicht konnten wir uns schon seit geraumer Zeit nicht mehr leiden und der Buttergau war ein Geschenk des Himmels.“Vielleicht eine Message aus dem Unterbewusstsein. Außerdem: keine nervlichen Kapazitäten für gepflegten Raufhandel. „Knietief im Glamour“: die Polly-Adler-Show jeden Sonntag um 11 Uhr im Wiener Rabenhof.