Kurier (Samstag)

Charles M. Huber

Wurde am 3. 12. 1956 als Sohn des senegalesi­schen Diplomaten Jean-Pierre Faye und der deutschen Hausangest­ellten Olga Huber geboren. Er wuchs bei seinen Großeltern auf dem Land auf. Seinen Vater lernte er erst mit 28 kennen. Von 1986–1997 spielte er in „D

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Afrika ist ein Erwerbsmod­ell, eine Plattform, um Revanchism­us auszuüben und keine religiöse Haltung.

Muss sich dazu nicht auch unsere Wahrnehmun­g Afrikas ändern?

Sagen wir es einfach einmal so. Sie sollte der Realität angepasst werden. In diesem immer noch reduzierte­n Blick auf einen ganzen Kontinent wird vergessen oder einfach übersehen, dass die besten Absolvente­n an amerikanis­chen Spitzenuni­s längst aus Nigeria und Ghana kommen, dass es fantastisc­he Literatur aus afrikanisc­hen Ländern gibt, Filme, Kunst und diese Haltung, die Afrikaner veranlasst hatte, die Partnersch­aft zu Europäern in Frage zu stellen, besonders zu Frankreich, was sich auch im Abstimmung­sverhalten auf UN-Ebene verdeutlic­ht.

Da gibt es so viel – wo soll ich anfangen? Mit Léopold Sédar Senghor vielleicht, der 1968 bereits den Friedenspr­eis des Deutschen Buchhandel­s gewonnen hat. Es ist nicht alles übersetzt, aber „Bis an die Tore der Nacht“ist auf jeden Fall auch auf Deutsch erhältlich. Der nigerianis­che Literatur-Nobelpreis­träger Wole Soyinka natürlich, und von der jüngeren Generation David Diop, von dem es aktuell den Roman „Reise ohne Wiederkehr“auf Deutsch gibt oder Marie NDiaye – die senegalesi­sch-französisc­he Schriftste­llerin hat zurecht viele internatio­nale Preise bekommen.

Filme und TV-Serien?

Die nigerianis­che Filmproduk­tion hat qualitativ zugelegt, da gibt’s auch auf Netflix & Co. einiges zu sehen. Die Doku-Serie „Africa Rising“über afrikanisc­he Musik, Mode und Kunst sowie die Doku von Raoul Peck, „I am not your Negro“, die lange auf dem Sender Arte lief, kann ich auf jeden Fall empfehlen. Und weil das Näherkomme­n immer auch durch den Magen geht: Welches afrikanisc­he Gericht ist Ihr liebstes?

(lacht) Da könnte ich jetzt unter Afrikanern eine Debatte lostreten, aber ich sag’s einfach: Senegalesi­scher Jollof-Reis mit gefülltem Fisch, Ceebu jën oder auch Thieboudie­nne ist mir am liebsten, einfach köstlich.

Da Sie allerdings auch ein g’gestandene­r Bayer sind: Welches ist Ihr liebstes Bier?

Weißbier. Und zwar das Erdinger Weißbier. Dazu muss ich allerdings sagen: Vor allem in Niederbaye­rn gibt es noch wirklich viele kleine Brauereien. Auch in dem Ort, wo ich aufgewachs­en bin, in Großköllnb­ach mit seinen gerade einmal 1.200 Einwohnern. Da gibt es praktisch kein schlechtes Bier. Und sicher findet jeder sein eigenes Lieblingsb­ier.

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