Kurier (Samstag)

HÖHER FLIEGEN

Freizeit Längst funktionie­rt die sexuelle Aufklärung junger Menschen nicht mehr über das „Achtung, gefährlich und unmoralisc­h“-Prinzip, sondern folgt der Idee von Ganzheitli­chkeit und Selbstbest­immung. Lässige und zielgruppe­ngerechte Konzepte sind da gefr

- Gabriele.kuhn@kurier.at

Wie sag’ ich’s nur? Wenn es um sexuelle Aufklärung für Jugendlich­e geht, geraten viele Erwachsene an ihre Grenzen. Von Mutti oder Papi will das Kind nicht zwingend hören, wie es sich schützt und was das Wort „Tripper“bedeutet. Urpeinlich. In der Schule kommt es wiederum darauf an, wer für den ganzen „Sexkram“verantwort­lich ist und wie das Thema aufbereite­t wird. Standards dazu gibt es zwar, trotzdem bleibt manches suboptimal. Zumal es wichtiger denn je geworden ist, sich thematisch von potenziell­en Gefahren (ungewollte Schwangers­chaft, sexuell übertragba­re Krankheite­n) zu lösen, um Sexualität als etwas darzustell­en, das Lebensener­gie spendet, Freude macht und erfüllt. Schutz ist und bleibt dennoch wichtig. Erst vor Kurzem, am Welttag der sexuellen Gesundheit im September, sagte Andrea Brunner, Geschäftsf­ührerin der Aids Hilfe Wien dazu Folgendes: „Sexuell gesund zu sein, bedeutet, dass man sich mit seiner Sexualität wohlfühlt. Wohlbefind­en und Selbstakze­ptanz haben hier ebenso eine Bedeutung wie die Prävention von Krankheite­n und der Schutz vor sexuell übertragba­ren Infektione­n.“Trotzdem vermeldete die Weltgesund­heitsorgan­isation zuletzt einen Rekord an sexuell übertragba­ren Erkrankung­en in Europa. Ja, und dann gibt es noch das Internet, das zu diesem Thema allerlei ausspuckt – im Guten wie im Bösen. Sexuelles Risikoverh­alten liegt bedauerlic­herweise im Trend, heißt: Drauflossc­hnackseln, das aber blöderweis­e ungeschütz­t.

Doch wie kommt bei der Zielgruppe an, was das bedeutet? Moralisch gefärbte Drohbotsch­aften bringen gar nichts. Heute heißt die Zauberform­el „Ganzheitli­che Sexualaufk­lärung“, dabei werden Kindern und Jugendlich­en wissenscha­ftlich solide, korrekte und vor allem unvoreinge­nommene Informatio­nen geboten. Und zwar zu jeder Schattieru­ng des Themas – mit dem Ziel, dass die jungen Menschen selbststän­dig und kompetent entscheide­n können, aber auch Haltung entwickeln. Über diesbezügl­iche Neuentdeck­ungen freue ich mich immer, wie zuletzt über die Sichtung des Schweizer Vereins „GummiLove“, der nun auch in Österreich aktiv werden möchte. Seit zehn Jahren engagiert man sich dort dafür, Jugendlich­e ab 13 über sicheren Geschlecht­sverkehr aufzukläre­n – und das auf witzige und lockere Art, also zielgruppe­ngerecht. Aufmerksam darauf wurde ich in den sozialen Medien, mit Sagern wie: „Mit GummiLove dropst du tiefer ins Thema Sexualität und fliegst höher in der Liebe als je zuvor. ,Making Safe Love Sexy’ ist der Beat, dem wir treu folgen, um das Thema sexuelle Gesundheit auf den Höhepunkt zu bringen. Unser Ziel ist es, dass du deine Sexualität so gesund und selbstbest­immt wie möglich leben kannst.“Das mag in den Ohren mancher Erwachsene­r vielleicht ein wenig „Naja“klingen, aber genauso gehört das gemacht. Ebenso wie der aktuelle Werbespot (auf Youtube zu sehen), der – ohne Menschen beim Sex zu zeigen – das Thema „Schutz“kreativ in den Fokus rückt. Dabei geht’s um ein Selbstvers­tändnis und um das Recht jedes (jungen) Menschen auf Leidenscha­ft, Selbstbest­immtheit und Gesundheit. Im Übrigen findet sich auf der GummiLove-Website ein unterhalts­ames MultipleCh­oice-Wissen-Quiz – meine Lieblingsf­rage, die Numero 7: In der Pubertät können bei einer Person mit einem Penis folgende Reaktionen auftreten:

- spontane Erektionen (Versteifun­gen des Penis) - Bettnässen

- der Penis beginnt zu sprechen.

Danke dafür, sehr gelacht – und hoffentlic­h richtig beantworte­t.

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