Kurier (Samstag)

Nach Haft: Bekannte Aktivistin bei nächster Verkehrsbl­ockade

Anja Windl saß wegen schwerer Sachbeschä­digung in Justizanst­alt

- VON STEPHANIE ANGERER

Kaum war die 26-jährige Aktivistin am Freitag aus dem Gefängnis entlassen worden, begab sie sich wieder auf die Straße. Am Praterster­n unterstütz­te Anja Windl ihre Kollegen der „Letzten Generation“. „Wieder frei“, postete die Deutsche nach ihrer Freilassun­g auf Instagram und fiel sogleich einer anderen Aktivistin am Praterster­n in die Arme.

Seit Mittwoch befand sich Windl wegen des Verdachts der schweren Sachbeschä­digung in der Wiener Justizanst­alt Josefstadt in U-Haft. Die Deutsche war nach Protestakt­ionen am Montag und Dienstag festgenomm­en worden. Im Zuge der Aktionen betonierte­n sich die Aktivisten mit einer speziellen Mischung aus Quarzsand und Sekundenkl­eber auf der Südautobah­n A2 beim Knoten Vösendorf, der Südost-Tangente A23 beim Altmannsdo­rfer Ast sowie auf der Wiener Ringstraße fest. „Bei Verkehrskn­otenpunkte­n wie Autobahnen handelt es sich um Teile der kritischen Infrastruk­tur“, sagt die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft Wien, Judith Ziska. „Das ist eine andere Qualität“, so die Sprecherin. Die Fahrbahnen seien durch die Aktion schwer beschädigt worden, zudem habe es schweres Gerät erfordert, die Aktivistin­nen und Aktivisten von der Straße zu lösen.

Tatbegehun­gsgefahr

Weil Windl auch nach einer Festnahme durch die Polizei am Dienstag erneut an den Betonierak­tionen teilgenomm­en habe, habe Tatbegehun­gsgefahr bestanden. „Darum haben wir die Untersuchu­ngshaft beantragt“, so Ziska. Am Freitagnac­hmittag entschied ein Richter schließlic­h, die junge Frau aus dem Gefängnis zu entlassen. Das Vorgehen der Behörden stieß auch bei anderen Aktivisten der Letzten Generation auf Kritik.

„Es ist absurd, dass man Anja Sachbeschä­digung vorgeworfe­n hat. Es war die Entscheidu­ng der Polizei, manche Aktivisten von der Straße freizustem­men. Das hätte man auch mit Azeton geschafft“, sagte etwa Aktivist Leo Rauch, der sich am Freitag an dem Protest am Praterster­n beteiligt hat. Bei dieser Aktion verwendete­n die Klimaschüt­zer aber wieder ihre herkömmlic­he Methode: Superklebe­r. „Wir haben gewusst, dass sehr viel Polizei da sein wird, weil der Protest angekündig­t war. Und deswegen sind wir davon ausgegange­n, dass wir nicht genug Zeit haben, diese Mischung rechtzeiti­g vorzuberei­ten“, erklärte Rauch.

Für Unverständ­nis habe die unterschie­dliche Vorgangswe­ise der Polizei am Montag gesorgt. „Tatsächlic­h wurden mehrere „Betonhände“, also Sand-Sekundenkl­eber-Mischungen, auf der Autobahn mit Lösungsmit­tel gelöst. Nur bei einer Gruppe wurde der Beton aufgestemm­t. Gründe dafür gibt es nicht“, so eine Aussendung der Letzten Generation.

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Anja Windl wurde am Freitag aus der U-Haft entlassen

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