Nach Haft: Bekannte Aktivistin bei nächster Verkehrsblockade
Anja Windl saß wegen schwerer Sachbeschädigung in Justizanstalt
Kaum war die 26-jährige Aktivistin am Freitag aus dem Gefängnis entlassen worden, begab sie sich wieder auf die Straße. Am Praterstern unterstützte Anja Windl ihre Kollegen der „Letzten Generation“. „Wieder frei“, postete die Deutsche nach ihrer Freilassung auf Instagram und fiel sogleich einer anderen Aktivistin am Praterstern in die Arme.
Seit Mittwoch befand sich Windl wegen des Verdachts der schweren Sachbeschädigung in der Wiener Justizanstalt Josefstadt in U-Haft. Die Deutsche war nach Protestaktionen am Montag und Dienstag festgenommen worden. Im Zuge der Aktionen betonierten sich die Aktivisten mit einer speziellen Mischung aus Quarzsand und Sekundenkleber auf der Südautobahn A2 beim Knoten Vösendorf, der Südost-Tangente A23 beim Altmannsdorfer Ast sowie auf der Wiener Ringstraße fest. „Bei Verkehrsknotenpunkten wie Autobahnen handelt es sich um Teile der kritischen Infrastruktur“, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Judith Ziska. „Das ist eine andere Qualität“, so die Sprecherin. Die Fahrbahnen seien durch die Aktion schwer beschädigt worden, zudem habe es schweres Gerät erfordert, die Aktivistinnen und Aktivisten von der Straße zu lösen.
Tatbegehungsgefahr
Weil Windl auch nach einer Festnahme durch die Polizei am Dienstag erneut an den Betonieraktionen teilgenommen habe, habe Tatbegehungsgefahr bestanden. „Darum haben wir die Untersuchungshaft beantragt“, so Ziska. Am Freitagnachmittag entschied ein Richter schließlich, die junge Frau aus dem Gefängnis zu entlassen. Das Vorgehen der Behörden stieß auch bei anderen Aktivisten der Letzten Generation auf Kritik.
„Es ist absurd, dass man Anja Sachbeschädigung vorgeworfen hat. Es war die Entscheidung der Polizei, manche Aktivisten von der Straße freizustemmen. Das hätte man auch mit Azeton geschafft“, sagte etwa Aktivist Leo Rauch, der sich am Freitag an dem Protest am Praterstern beteiligt hat. Bei dieser Aktion verwendeten die Klimaschützer aber wieder ihre herkömmliche Methode: Superkleber. „Wir haben gewusst, dass sehr viel Polizei da sein wird, weil der Protest angekündigt war. Und deswegen sind wir davon ausgegangen, dass wir nicht genug Zeit haben, diese Mischung rechtzeitig vorzubereiten“, erklärte Rauch.
Für Unverständnis habe die unterschiedliche Vorgangsweise der Polizei am Montag gesorgt. „Tatsächlich wurden mehrere „Betonhände“, also Sand-Sekundenkleber-Mischungen, auf der Autobahn mit Lösungsmittel gelöst. Nur bei einer Gruppe wurde der Beton aufgestemmt. Gründe dafür gibt es nicht“, so eine Aussendung der Letzten Generation.