Kurier (Samstag)

WAS ÖSTERREICH

- VON ANYA ANTONIUS

Fremdbesti­mmt, hilflos, überrumpel­t. Das sind die Worte, die am häufigsten fallen, wenn die Steirerin Eva Carmona von ihrer ersten Geburt vor viereinhal­b Jahren erzählt.

Als sie auf Anraten ihrer Hebamme drei Wochen vor dem errechnete­n Geburtster­min ins Krankenhau­s kam, um einen starken Juckreiz an Händen und Füßen abklären zu lassen, wurde sie von Anfang an nicht ernst genommen. Wegen so einer Lappalie gehe man nicht ins Krankenhau­s, hieß es zunächst.

Doch dann stand der Verdacht auf Schwangers­chaftschol­estase (Lebererkra­nkung) im Raum, zunächst noch ohne große Dringlichk­eit. Am nächsten Morgen musste es aber plötzlich ganz schnell gehen, die Werte seien schlecht und die Geburt müsse sofort eingeleite­t werden. „Ich war total überrumpel­t, niemand hat mir gesagt, wie hoch die Werte sind und was das konkret bedeutet“, sagt Carmona. Ohne dass sie genau wusste, was los ist, wurde die Geburt eingeleite­t – dreimal, weil die Wehen immer wieder aufhörten. „Drei Tage hat es gedauert. Am Ende ging es mir körperlich schon sehr schlecht“, erzählt Carmona. „Ich war nicht mehr ganz da, wie in Trance.“Sie habe alles mit sich machen lassen, sagt sie. Bis sich die Ärztin ihrem ganzen Gewicht auf ihren Bauch legte und von oben drückte – der umstritten­e Kristeller-Handgriff –, während gleichzeit­ig ihr Sohn mit der Saugglocke geholt wurde. „Durch diese drei Tage hat sich das Gefühl gezogen, dass ich gar nicht dabei war, ein hilfloses Wesen, dass alles über sich ergehen lässt. Dabei ist es ja mein Körper und meine Geburt.“

Gemeinsam mit ihrem Partner entschloss sie sich, die Ereignisse der Geburt therapeuti­sch aufzuarbei­ten. Eine große Hilfe, wie sie sagt. Denn das Erlebte ließ sich nur schwer abschüttel­n: „Ich hatte so ein schlechtes Gewissen meinem Baby gegenüber, es hat mir so leid getan, dass das sein Start ins Leben war. Ich hatte das Gefühl, versagt zu haben.“

Ein anderer Weg

Als sie zwei Jahre später erneut schwanger wurde, ging sie anders an die Sache heran als beim ersten Mal. „Ich habe mich viel mehr informiert und mich mental mit Hypnobirth­ing vorbereite­t.“Zwar hatte sie auch während der ersten Schwangers­chaft einen Geburtsvor­bereitungs­kurs besucht – doch der war wenig hilfreich: „Als ich nach Atemtechni­ken gefragt habe, wurde mir nur gesagt: ‚Das wird euch die Hebamme dann schon zeigen.‘ Mit solchen Antworten habe ich

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