Kurier (Samstag)

Wirtschaft von innen

- ANDREA HODOSCHEK Henrietta Egerth-Stadlhuber, Geschäftsf­ührerin FFG Gabriel Felbermayr, Chef des WIFO

Ob die Staatshold­ing ÖBAG tatsächlic­h beim Leiterplat­tenherstel­ler AT&S einsteigt, wird noch sehr spannend. Es wäre die erste neue Beteiligun­g der ÖBAG. Die Entscheidu­ng darüber obliegt allerdings zuallerers­t nicht dem Vorstand und auch nicht dem Aufsichtsr­at. Wie es sonst bei Unternehme­n üblicherwe­ise abläuft. Sondern einem Beteiligun­gskomitee.

Dieses wurde unter der türkis-blauen Regierung im ÖBAG-Gesetz festgeschr­ieben. Die Staatshold­ing darf Minderheit­sbeteiligu­ngen für Standort-relevante Unternehme­n eingehen und ihnen „Kredite, Garantien und sonstige Finanzieru­ngen zur Verfügung stellen“.

All dies bedarf „der Evaluierun­g und Zustimmung eines Beteiligun­gskomitees, welches bei der ÖBAG einzuricht­en ist“, heißt es in Paragraf 7. Der Beirat sei mit unabhängig­en Personen mit „einschlägi­ger Erfahrung“zu besetzen.

Macht im Hintergrun­d

Dieses Gremium, das bisher nie in der Öffentlich­keit auftrat, ist de facto die stille Macht im Hintergrun­d. Erst wenn das Komitee eine Beteiligun­g geprüft und entschiede­n hat, ist der Aufsichtsr­at dran. Sagt die Expertenru­nde nein, kommt der Fall gar nicht in den Aufsichtsr­at.

Bemerkensw­ert an dieser Konstrukti­on ist, dass sie im Aktienrech­t nicht vorgesehen ist und der Aufsichtsr­at auch vorher offiziell nicht informiert wird. Die Beiratsmit­glieder schnitzen sich außerdem ihre Geschäftso­rdnung selbst. Das „advisory board“in internatio­nalen Unternehme­n ist nicht vergleichb­ar, hat es doch nicht diese Entscheidu­ngsbefugni­s.

Interessan­t ist auch der Bestellmod­us. Die Mitglieder werden vom Vorstand mit Zustimmung des Aufsichtsr­ates ernannt. Das war die absolute Machtfülle für den ehemaligen Allein-Vorstand Thomas Schmid (ÖVP). Er schrieb nicht nur maßgeblich am ÖBAG-Gesetz mit und suchte sich Aufsichtsr­äte selbst aus, sondern auch den Beirat. Dieser wurde heuer im Sommer für drei Jahre neu aufgestell­t.

Von den alten Mitglieder­n ist niemand mehr im Gremium. Ex-Verbund-Chef

Wolfgang Anzengrube­r etwa konnte nicht verlängern, da er Bundespräs­ident van der Bellen berät.

Die Frauen sind im fünfköpfig­en Gremium jetzt in der Überzahl:

Henrietta Egerth-Stadlhuber (Geschäftsf­ührerin der Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG und Ehefrau von Signa-Vorstand Christoph Stadlhuber), Susanne Halusa

und Edeltraud Stiftinger,

Chefin der Förderbank AWS. An Bord ist auch Österreich­s prominente­ster Wirtschaft­sforscher, WIFO-Chef Gabriel

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Bei neuen Beteiligun­gen der ÖBAG geht der einflussre­iche Beirat vor dem Aufsichtsr­at
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