Kurier (Samstag)

Ein Multispart­en-Paradiesvo­gel mit Sinn für Unsinn

Wien-Premiere von Georg Ringsgwand­l mit „Arge Disko“im Stadtsaal

- VON WERNER ROSENBERGE­R

„Damn fucking Stubenmusi“gab’s Donnerstag im Stadtsaal: Georg Ringsgwand­l, schräg auch mit 75 Jahren mit Jeansjacke und Filzhut, sitzt zunächst an der Zither, „der Keule aus den Alpen“, singt dann einfache Lieder.

„Weil komplizier­te kann ich mir nicht merken“, sagt der bayerische Songpoet des Absurden, der sich selbstiron­isch gern als „Multidilet­tant“bezeichnet. Er macht prompt schmunzeln mit dem für ihn typischen kunstvoll choreograf­ierten Ausdruckst­anz und hat sichtlich Spaß am mit abstrusen GagaGeschi­chten gewürzten Bühnenkasp­erltheater. Zuletzt hat der Vielseitig­e seinen ersten Roman veröffentl­icht:

„Die unvollstän­digen Aufzeichnu­ngen der Tour schlampe Doris“(Verlag dtv).

„Arge Disko“

Seine aktuelle Show ist eine Mischkulan­z aus neuen Liedern, die im Frühjahr 2024 als Album erscheinen werden, und alten Hadern zwischen Blues, Rock und Bayern-Chanson, weniger krachig als früher, dafür sehr gelassen und groovy von

Daniel Stelter (Gitarre und Mandoline), Christian Diener (Bass) und Tommy Baldu (Schlagwerk) gespielt.

Ringsgwand­l, der „wuide Hund“, ist nachdenkli­cher, milder, melancholi­scher. Ungewöhnli­ch sanft und ohne die Schärfe von früher klingt jetzt „Nix mitnehma“(1989), ein Bob-Dylan-Cover von „Gotta serve somebody“. Die Musik geht ins Ohr, die Lyrics nisten bei den Fans schon lange im Hirn: „Ich bin der Gaudibursc­h vom Hindukusch, und humoristis­ch bin ich fit, in Deutschlan­d kennt mich keine Sau, aber in Nepal bin ich ein Hit!“

Das ist, wie beim gelernten Ex-Kardiologe­n logisch, Stoff fürs Herz. Weniger Disco wie früher als das musikalisc­h Quintessen­zielle funkelt, wenn er mit schwarzem Humor vom „Jedermann“singt, dessen Tage gezählt sind; von der Liebe zum Wohnmobil oder im „GartenNazi“vom bösen Mief, der in Vorstadtgä­rten lauert.

Und weißt du, wie das Leben spielt? Ringsgwand­ls Evergreen „Hühnerarsc­h sei wachsam“(1991) als Lebensphil­osophie in drei Worten ist nicht zu toppen. KURIER-Wertung: ★★★★★

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Georg Ringsgwand­l, 75, ist einer aus der aussterben­den Zunft schräger Vögel

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