Kurier (Samstag)

Ein Straßenbau-Gegner soll Vorstand der Straßenbau-Gesellscha­ft werden

Herbert Kasser, Generalsek­retär im Klimaschut­zministeri­um, gilt als Favorit für den Asfinag-Posten. Hufnagl dürfte verlängert werden

- VON MARTIN GEBHART

Wenn Vorsitzend­e Christa Geyer am Montag den Aufsichtsr­at der Straßenbau­gesellscha­ft Asfinag zusammenru­ft, um den künftigen Vorstand zu besiegeln, dann verbirgt sich hinter dieser Entscheidu­ng auch einige politische Brisanz. Es geht vor allem um den mächtigen Generalsek­retär von Klimaschut­zministeri­n Leonore Gewessler (Grüne). Der Niederöste­rreicher Herbert Kasser war bisher neben seiner Tätigkeit im Ministeriu­m als Aufsichtsr­at in der Asfinag gesessen. Vor einigen Tagen war er aus dem Gremium ausgeschie­den, weil er sich als Vorstand für die Asfinag beworben hat. Konkret geht es um die Nachfolge von Josef Fiala, der für die Finanzen der Asfinag zuständig ist. Insgesamt soll es sechs Bewerber geben, wobei nur Kasser aus dem Ministeriu­m ist. Das letzte Hearing dazu soll am Freitag gewesen sein.

Auch wenn die Entscheidu­ng letztendli­ch erst am Montag im Aufsichtsr­at fällt, steht ziemlich sicher fest, dass Herbert Kasser im nächsten Jahr vom Ministeriu­m in das Chef-Büro der Asfinag wechseln wird. Alles andere wäre eine Blamage für ihn und das Gewessler-Ministeriu­m.

Auch wenn offiziell wenig zu hören war, sorgt diese Personalie in der politische­n Szene für heftige Diskussion­en.

Dass gerade Herbert Kasser, der eigentlich immer als ministerie­ller Lobbyist für die ÖBB angesehen worden ist, just zum Straßenbau wechselt, irritiert viele. Noch dazu war es Kasser, der im Auftrag von Ministerin Leonore Gewessler die Evaluierun­g der großen Straßenbau­projekte angeordnet haben soll. Mit der Konsequenz, dass Vorhaben wie das Schlussstü­ck für den Ring um Wien, der Lobautunne­l oder die Marchfeld-Schnellstr­aße S8 gestoppt wurden.

Das hatte bereits im Jahr 2021 im damaligen Aufsichtsr­at der Asfinag, wo auch Herbert Kasser gesessen ist, für Aufregung gesorgt. Die Wirtschaft­skammer Wien ließ damals sogar Rechtsguta­chten erstellen, die die Doppelroll­e von Herbert Kasser ins Visier nahmen.

Dass jetzt gerade er die Asfinag als einer der Vorstände führen soll, ärgert so manchen ÖVP-Funktionär, der gegen die Straßenbau-Stopps gekämpft hat. Und auch in der FPÖ sieht man es kritisch. Immerhin ist der blaue Landesvize Udo Landbauer auch Verkehrsre­ferent.

In dieser Funktion hat er schon angekündig­t, dass man nach den Nationalra­tswahlen dafür sorgen werde, dass die Straßenbau-Stopps aufgehoben werden. Mit Kasser als Asfinag-Vorstand würde das schwierige­r werden, so ein Insider zum KURIER.

Als weiterer Vorstand neu bewerben musste sich auch Hartwig Hufnagl. Er soll der

Sitzung des Aufsichtsr­ats am kommenden Montag mit gemischten Gefühlen entgegense­hen. Immerhin kam er über ein FPÖ-Ticket in diese Funktion. Was für eine Verlängeru­ng als politische­s Hindernis gesehen werden könnte.

Diese Sorge dürfte aber unbegründe­t sein, wie man aus dem Umfeld der Asfinag hören kann. Im Klimaschut­zministeri­um wird Hufnagl außerdem als Experte gesehen, „mit dem wir bisher gut zusammenge­arbeitet haben“.

Wer Herbert Kasser als Generalsek­retär nachfolgt, falls er zur Asfinag wechselt, steht noch nicht fest. Man habe sich noch keine Gedanken gemacht, da das Ganze erst im Laufe des kommenden Jahres schlagend werde.

 ?? ?? Herbert Kasser hat sich als Vorstand für die Asfinag beworben
Herbert Kasser hat sich als Vorstand für die Asfinag beworben
 ?? ?? Finanzvors­tand Josef Fiala wird die Asfinag 2024 verlassen
Finanzvors­tand Josef Fiala wird die Asfinag 2024 verlassen
 ?? ?? Hartwig Hufnagl dürfte als Vorstand der Asfinag verlängert werden
Hartwig Hufnagl dürfte als Vorstand der Asfinag verlängert werden

Newspapers in German

Newspapers from Austria