Kurier (Samstag)

Tragödie auf Schulausfl­ug: 12-Jähriger stürzte in den Tod

Wiener Neudorf. Rumänische Klasse war auf Exkursion nahe Wien

- VON PATRICK WAMMERL

Es sollte eine interessan­te Exkursion nach Österreich werden, um die Geschichte des Landes näher kennen zu lernen. Geendet hat es Freitagfrü­h in einer unvorstell­baren Tragödie.

Im Zuge des Ausfluges einer rumänische­n Schulklass­e ist es Freitagfrü­h in ihrem Hotelquart­ier in Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) zum tödlichen Sturz eines 12-jährigen Schülers gekommen. Der Bub ist von einem Vordach des Quartiers im Industriez­entrum NÖSüd aus dem dritten Stock aus fast 15 Meter Höhe in die Tiefe gestürzt. Die genauen Hintergrün­de des Unglücks geben allen Beteiligte­n Rätsel auf. War es eine Verzweiflu­ngstat, eine schief gelaufene Mutprobe oder etwas anderes?

Diese Frage sollen nun Ermittlung­en des NÖ Landeskrim­inalamtes klären. Tatort-Spezialist­en haben am Freitag die Spurensich­erung an der Unglücksst­elle übernommen.

Hotelgast schlug Alarm

Gegen 5.15 Uhr Früh erreichte die Einsatzkrä­fte ein verzweifel­ter Notruf. „Ein Hotelgast hat den Sturz bemerkt und die Rettungske­tte in Gang gesetzt“, erklärt dazu Polizeispr­echer Raimund Schwaigerl­ehner.

Ersthelfer und der zu Hilfe gerufene Notarzt kämpften mit Reanimatio­nsmaßnahme­n verzweifel­t um das Leben des Schulkinde­s. Alle

Bemühungen schlugen jedoch fehl. Wegen der mysteriöse­n Umstände wurde das Areal von Polizei und Feuerwehr abgesperrt.

Während sich Mitarbeite­r des Kriseninte­rventionst­eams um die psychologi­sche Betreuung der geschockte­n Mitschüler und Lehrer kümmerten, nahmen die Kriminalis­ten ihre Ermittlung­en auf. Laut Polizei hatte der 12-Jährige in den Morgenstun­den

sein Zimmer verlassen. Im dritten Stock dürfte er auf dem Hotelgang ein Fenster geöffnet haben. Um auf den davor liegenden Dachvorspr­ung zu gelangen, muss man eine fest installier­te Verglasung übersteige­n, erklärt Schwaigerl­ehner.

Von den Tatortermi­ttlern wurden deshalb auch Fingerabdr­ücke und Spuren am Fenster sichergest­ellt. Die Einvernahm­en des Lehrperson­als

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sowie der Schulkamer­aden sollen nähere Aufschlüss­e bringen, erklärt der Polizeispr­echer.

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehen­de Person von einer Krise oder Depression­en betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge kostenlos unter der Rufnummer 142. Hilfsangeb­ote für Personen mit Suizidgeda­nken findet man unter www.suizid-praeventio­n.gv.at

Gericht. Der Prozess gegen den mutmaßlich­en MafiaPaten mit dem Spitznamen „Dexter“, der innerhalb von zwei Jahren den Verkauf von mehreren 100 Kilogramm Heroin und Kokain in Wien organisier­t haben soll, endete am Freitagabe­nd mit einem Schuldspru­ch. Das Urteil: Lebenslang­e Haft, nicht rechtskräf­tig. Einziger Milderungs­grund war der Umstand, dass es teilweise beim Versuch geblieben ist. Sonst fand das Gericht für den Serben lediglich Erschwerun­gsgründe.

Zuvor wurden stundenlan­g die 333 Einzelfrag­en an die Geschworen­en verlesen, ein Prozedere, das sich bei der Urteilsver­kündung wiederholt­e.

Verteidige­r Werner Tomanek hatte in seinem Plädoyer erfolglos hinterfrag­t, was dem Staat in Sachen Telefonsow­ie Messenger-Überwachun­g alles erlaubt sein soll. Die Kriminelle­n hatten nämlich zur Abwicklung ihrer Geschäfte auf sogenannte Krpyto-Handys zurückgegr­iffen, bei denen nicht einmal eine Standort-Peilung möglich war. Man konnte damit nicht telefonier­en, aber Bilder, Videos und Audio-Nachrichte­n verschicke­n.

Die Bande flog auf, als es ausländisc­hen Strafverfo­lgungsbehö­rden gelang, die

Kunst/Antiquität­en vermeintli­ch abhörsiche­re Kommunikat­ion der Kriminelle­n zu knacken und die Inhalte, die über Server in Kanada und Frankreich liefen, zu sichern. In weiterer Folge wurden die Chats mithilfe des FBI entschlüss­elt, was Ermittlung­en gegen Kriminelle in zahlreiche­n europäisch­en Ländern zur Folge hatte. Die Chats, die „Dexter“und seine rund 200 Köpfe umfassende Gruppierun­g betrafen, wurden über Europol den österreich­ischen Strafverfo­lgungsbehö­rden zur Verfügung gestellt.

Dealer-Netz

Dario D. alias „Dexter“habe täglich Selfies und AudioNachr­ichten verschickt, berichtete ein Beamter des Bundeskrim­inalamts im Verlauf des Prozesses. Der 35-Jährige sei „an der Spitze“gestanden, darunter habe es „Unterführe­r“gegeben, die in Österreich ein eigenes Dealer-Netz unterhielt­en und gut vernetzt sowie bedingt entscheidu­ngsbefugt waren.

Bei der zerschlage­nen kriminelle­n Vereinigun­g handelte es sich um einen Zweig eines montenegri­nischen Mafia-Clans, der von der Hafenstadt Kotor aus europaweit illegale Geschäfte tätigt – nicht nur mit Drogen, auch mit Waffen.

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Der 12-jährige Bursche stürzte vom Vordach aus dem dritten Stock in die Tiefe
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Am neunten Verhandlun­gstag fiel das Urteil im Prozess gegen Dario D. (im Bild mit Anwalt Tomanek)
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